Afrika, der Hauptpunkt in Napoleons Plane.[]
- [1808]
- *) Ein Artickel im Argus, so wie die Aeusserung eines in der Politik Sachkundigen, gaben zu diesem Aufsatz Veranlassung. Es würde mich besonders freuen, wenn die Leser solchen genau prüfen, und da vielleicht, wo ich mich in den Schlußfolgen übereilt, zurechtweisen wollten.
- Der Verfasser.
Es ist schon oft die Bemerkung gemacht worden, daß die von dem Brittischen Kabinet, in der Absicht Frankreichs Macht zu Grunde zu richten, angesponnenen Koalitionen, diese Macht im Gegentheil auf den höchsten Gipfel des Ruhms brachten, und es bedarf diese Wahrheit keines Beweises, weil sie selbst von denen eingeräumt wird, die sie ehemals zu bestreiten pflegten.
Wir wollen noch eine andre Vorhersagung beifügen, die manche eben so sonderbar finden werden, als ihnen sonst jene schien, die aber auch einen eben so gewissen Erfolg haben wird, nämlich: daß dieser Krieg, den England mit so großen Ingrimm fortsetzt, um den Handel und die Seemacht Frankreichs und seiner Bundesgenossen zu zerstören, diesen am Ende mehr Uebergewicht und Hülfsquellen verschaffen wird, als ihnen ein zu schneller und mithin zu voreiliger Friede hätte geben können.
Wer bei diesem Kampfe nur die beiderseitigen Anzahl Schiffe und Matrosen in Betracht ziehet, und den Vortheil Englands besonders, daß es alle seine Schiffe unter einerlei Flagge vereinigt, seiner ganzen Flotte einerlei Geist einflössen, folglich in Masse gegen zerstreute Kräfte handeln kann, der glaubt schon, Europa müsse dem gemeinschaftlichen Feind, die Herrschaft der Meere und des Handels überlassen; aber jeder Vernünftige, der die Angriffs- und Vertheidigungs-Mittel, welche die verbündeten Mächte in ihrer Gewalt haben, genau in Erwägung zieht, der wird einsehen, daß die Vertheurung oder Entbehrung einiger überflüssiger Waaren, so wie selbst der Verlust einigen Schiffe, nur kurzen Einfluß auf den glücklichen Erfolg einer ehrenvollen Sache haben kann, die sehr bald vollendet seyn wird.
Den Englischen Anmassungen waren die politischen Eintheilungen des festen Landes vorzüglich günstig, und aus seinen Handels-Verträgen zog England ungeheuern Vortheil. Im vorigen Zustand von Europa, mußte jede isolirte Macht, da sie ähnliche aber bei weitem nicht so kräftige Mittel gegen England gebrauchen konnte, der Englischen Flotte weichen.
Frankreich hat in seinem jetzigen Zustand die Wahl und die Ueberlegenheit der Mittel. Die alten Anhänger des Brittischen Systems lassen sich gewöhnlich durch die Unermeßlichkeit seiner Kolonien und seiner ungeheuren Seemacht blenden. Sie glauben an die unvergängliche Dauer dieses Kolosses und wollen nicht einsehen, daß eine Erschütterung des Elementes, dem England sein Schicksal anvertrauet, ein Windstoß, eine glückliche Unternehmung, oder die Standhaftigkeit, womit die andern Nationen die Englischen Waaren von sich weisen, diese Macht stürzen kann, während die verbündeten Nationen, ohne welche England nicht lange blühen kann, ohne England sich neue unvergängliche Quellen des Reichthums eröfnen können.
Will man auch zugeben, England könne die Herrschaft des Oceans behaupten, es könne sich gegen alle Angriffe und gegen seine untilgbaren Schulden schützen, so sind doch das kaspische und schwarze Meer, die Ostsee und selbst [[Mittelmeer}das mittelländische Meer]], ungeheure Meerbusen, wo sein eifersüchtiges Auge mit Schrecken sehen wird, wie Europas Handel sich einen sichern Weg öffnet, und die Flotten der lange beleidigten Mächte sich ohne Schaden zur Rache rüsten. Die Möglichkeit und die Folgen der Sperre des schwarzen Meeres und der Ostsee soll hier nicht in Anschlag gebracht, sondern zu andrer Zeit erwähnt werden.
Die neuerlich von der Englischen Regierung gezeigten Absichten auf Ceuta, und die Expedition welche sie gegen die nördliche Küste von Afrika gerichtet zu haben scheint, sind Beweise ihrer traurigen Ahndung der Vortheile, welche Frankreich auf dieser Küste gewinnen kann, und diese verdienen daher gegenwärtig einer besondern Betrachtung.
Die Unternehmung gegen Ceuta kann keine vortheilhafte, wichtige und dauerhafte Niederlassung zur Absicht haben. Dieser Angriff scheint keinen andern Zweck zu haben, als den Vortheil, die Meerenge zu vertheidigen, oder Gibraltar, Maltha und die Englischen Flotten die nach dem mittelländischen Meer segeln, mit Lebensmitteln zu versehen.
Auf jeden Fall wird England keinen dieser Endzwecke erreichen. Man kann sich auf die Tapferkeit der Spanier, welche Ceuta vertheidigen, verlassen, und sollte es dennoch fallen, so hat England ein weit größeres Unglück zu erwarten.
Frankreich kann jetzt die alten schönen Träume der Philosophen von Verfeinerung der Sitten des nördlichen Afrika realisiren. Man erinnere sich was dieses Land unter der Herrschaft von Rom und Karthago war.
Die Gründung einer mächtigen Kolonie, Spanien gegenüber, würde für Europa sowohl als für Afrika gleich wichtig seyn. Bisher war es Spanien unmöglich, freundschaftliche Verhältnisse mit Afrika zu eröfnen oder daselbst eine Kolonie zu errichten, aber die enge Verbindung, die zwischen Frankreich und Spanien herrscht, macht alles möglich, was man bisher für Schimäre hielt. Was bisher die Fortschritte der Künste und den Handel Europa in Afrika hinderte, was der Mangel an Schutz in einer der Plünderung ausgesetzten Gegend. Sobald die Raubstaaten Algier, Tunis und Tripolis zerstört sind, sobald hier eine Kolonie errichtet ist, müssen alle Vorurtheile der Afrikaner die sie bisher gegen Europäer hatten, verschwinden, und daß sich diese Kolonie unter Frankreichs Schutz und Einrichtung behaupten könne, ist keine Frage.
Diese Ansicht muß für England, nothwendig etwas furchtbares haben, denn bis jetzt wurden die Besatzungen von Gibraltar und Maltha und die zahlreichen Englischen Flotten im mittelländischen Meere nur aus Afrika mit Lebensmitteln versehen, aber diese Quelle muß durch die Ansiedlung einer mächtigen Kolonie nothwendig ganz vertrocknen. Gibraltar, diese wichtige Festung, die für den Schlüssel des mittelländischen Meeres gehalten wird, muß nothwendig den Engländern entrissen werden, so wie Napoleon den großen Plan einer Kolonie in Afrika ins Werk setzt. Frankreich hat alsdann alle Angriffsmittel gegen seinen Feind in Händen, und England hätte dann keinen Hafen mehr, wo es seine Schiffe ausbessern oder Handlung treiben könnte.
Nimmt man die Karte zur Hand, und sieht wie von der Afrikanischen Küste aus, der Weg weiter gehe, um sich mit Persern und Russen, zu großen Unternehmungen zu vereinigen, so bleibt kein Zweifel übrig, daß Napoleon einen so großen Plan bereits entworfen habe, und grade jetzt ist zu dessen Ausführung der erwünschteste Zeitpunkt. Diesen wird es benutzen, und wer an der Ausführung nicht glauben will, den darf man nur erinnern, daß so vieles, was wir vor wenigen Jahren noch für Chimäre hielten, gegenwärtig vor Augen liegt. Afrika also wäre so nach der Hauptpunkt, den Napoleon nicht aus dem Gesichte verliert, und die übrigen Angelegenheiten in Norden und Süden können nur in so ferne ihm wichtig seyn, als sie zur Ausführung des großen Plans, in das Ganze mit eingreifen, und so haben wir also vorzüglich auf Portugall und Spanien zu sehen, wo der Französische Kaiser eine Kriegsmacht aufgestellt hat, welche nicht blos in diesen Ländern wirksam werden soll, und wohin auch Napoleon selbst zu gehen, im Begriff ist.
Zeitungsnachrichten.[]
1812.[]
Vermischte Nachrichten. [2]
Vor einigen Jahren sandte der englische Gouverneur am Kap, Lord Caledon, den Doktor Cowon mit einem Detaschement Soldaten nach Obermonomotapa ab, um diesen so wenig bekannten Theil des südöstlichen Afrika zu untersuchen. Cowon besuchte die Barrolus, ein Volk, das in mehreren Künsten Fortschritte gemacht hat, und am Ufer des Melippo wohnt. Hernach entdeckte er den Bampura, wahrscheinlich einen Arm des Zambesce (der sich östlich ins Meer ergießt) und als er 1809, den Lauf desselben folgend, zu den portugiesischen Niederlassungen vordringen wollte, fiel er einem afrikanischen König in die Hände, der starken Sklavenhandel treibt. Seitdem hat man nichts von ihm vernommen. Auch nicht weiter von unserm Landsmann Seetzen, der von Mocka in Arabien aus 1810 nach der Küste Zangebar übergehen und Nachrichten vom südlichen Afrika einziehen wollte. Die Erforschung dieses Welttheils gelang also damit südwärts so wenig wie nördlich; und die Portugiesen beobachten hartnäckiges Stillschweigen, ob sie uns gleich Vieles mittheilen könnten, denn sie unterhalten nicht nur Kommunikation zwischen ihren in Kongo und Monomotapa gelegenen Kolonien, mitten durch Südafrika, sondern ihr Verkehr auf diesem Wege soll in neuern Zeiten selbst ziemlich lebhaft geworden seyn.