Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Achtzehntes Bülletin der kaiserl. königl. Französischen Armee.[]

Wien, den 13. Juny 1809.

Die Division des Generals Chasteler ist den 4. d. M. in den Gegenden von Klagenfurth eingetroffen, um sich ins Ungarn zu werfen. Der General Ruska ist ihm entgegen gegangen, und hat ihm ein hitziges Treffen geliefert, worin der Feind geschlagen wurde, und 900 Mann an Gefangenen verlohr.

Prinz Eugen manöuvrirt mit einem grossen Armeekorps im Herzen von Ungarn. Seit einigen Tagen ist die Donau um einen Schuh gewachsen.

Der General Gratien ist mit einer Division Holländer nach Stralsund, wo der sogenannte Schill sich verschanzt hatte, marschirt, und hat seine Verschanzungen mit Sturm genommen. Schill hatte den Befehl gegeben, die Stadt in Brand zu stecken, um seinen Rückzug zu sichern; aber seine Bande hatte nicht die nöthige Zeit dazu. Sie wurde entweder getödtet oder gefangen genommen. Er selbst wurde auf dem grossen Platze bey der Hauptwache in dem Augenblicke erschossen, wo er sich zu retten und den Hafen zu gewinnen suchte, um sich einzuschiffen.

Der Erzherzog Ferdinand hat Warschau am 2. Juny in größter Eile geräumt. Das ganze Großherzogthum ist demnach von der Oesterreichischen Armee verlassen worden, während die Truppen unter den Befehlen des Fürsten Poniatowsky drey Viertheile von Galizien im Besitze haben.

Ereignisse in Pohlen.

Der Feind setzt seinen Rückzug mit gleicher Eilfertigkeit fort. Am 18. May stiessen 12 Pohlnische Lanzenträger, welche rekognosciren ritten, bey Skirniewice auf 110 Oesterreichische Dragoner, welche sich nach Rawa zurückzogen. Sie jagten sie in die flucht, und machten 11 Gefangene. Am 30. des Morgens zoh der General Kosinski zu Lowicz ein, und rückte bis Sochaczew vor, fand aber keine Oesterreichischen Truppen mehr. Letztere verübten überall grossen Unfug; sie nehmen Lebensmittel, Schlachtvieh und Pferde weg. Die neuen Aushebungen gehen in allen Kreisen mit grosser Schnelligkeit und dem besten Erfolge vor sich.

Der Erzherzog Ferdinand hat, trotz der mit dem Fürsten Poniatowski abgeschlossenen Uebereinkunft und seines Versprechens, keine Contribution zu erheben, dennoch eine von 400,000 fl. der Stadt Warschau auferlegt. Er hat überdies verlangt, daß man ihm den Ertrag der Grundsteuern, der Domainen-Pachtungen, und den Rest eines 1808 ausgeschriebenen, aber erst 1810 fälligen gezwungenen Anleihens einhändigte. Nach dem Beyspiele des Befehlshabers suchen Generale, Officiere und Soldaten das Land auf alle mögliche Art zu Grunde zu richten. Diese Maßregeln kündigten die Räumung Warschau's an, welche auch bald erfolgte.

Der Fürst Poniatowski schreibt an den Fürsten von Neuchatel aus seinem Hauptquartiere von Irzeni den 25. May, daß den 24. der Brigade-General Rosniecki, 25 Officiere und 900 Mann zu Gefangenen machte. Die Besetzung dieser Stadt schneidet die Verbindung zwischen Krakau auf Lemberg ab, und sichert der Armee den Besitz von drey Viertheilen von Galizien. Die Vorposten standen damals nur noch einen Tag von Krakau. Die letzten Nachrichten, die man im Großherzogthum Warschau von der Armee des Fürsten Poniatowski erhielt, berichten, daß derselbe Brody, die äusserste Stadt Galiziens, nahe an der Gränze, in Besitz nahm, und daselbst ansehnliche Magazine und Lebensmittel im Ueberflusse vorfand.

Dem Bülletin war die Proklamation des Fürsten Sergius Galitzin, Befehlshaber der Russischen Armee, die er beym Einmarsch derselben in Galizien erließ, beygefügt. Wir haben sie bereits in Nr. 52 mitgetheilt.


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Quellen und Literatur.[]

  • Wiener-Zeitung. Verlegt von den v. Ghelenschen Erben. Nro. 69. (1809)
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