Acht und zwanzigstes Bülletin der kaiserl. königl. Französischen Armee.[]
Wien den 14 July 1809.
Die Donau ist um 6 Schuh gewachsen. Die Brücken, die man vor Wien seit der Schlacht von Wagram erbaut hatte, wurden durch die Gewalt des Wassers gebrochen; unsere Brücken zu Ebersdorf aber, fest und auf die Dauer geschlagen, haben nichts gelitten. Diese Brücken und unsere Werke in der Insel Lobau sind der Gegenstand der Bewunderung der Oesterreichischen Officiere. Sie gestehen, daß solche Ar eiten im Kriege, beyspiellos in der Geschichte seit der Römer-Zeiten sind.
Der Erzherzog Carl hat den General-Major Weissenwolf abgeschickt, um den Kaiser zu begrüssen, und da bald nachher der Baron v. Wimpfen, und der Fürst Johann v. Lichtenstein, dieselbe Höflichkeit in des Erzherzogs Namen abstatteten, so hat Se. Majestät es für dienlich erachtet, ihm den Großmarschall des Pallastes, Herzog v. Friaul, zuzuschicken. Er hat ihn zu Budweis getroffen, und einen Theil des gestrigen Tages in seinem Hauptquartier zugebracht.
Der Kaiser ist gestern um 9 Uhr des Morgens aus seinem Lager von Znaym abgereiset, und um 3 Uhr Nachmittags im Pallast von Schönbrunn angelangt.
Se. Majestät hat die umliegende Gegend des Dorfes Spitz, welches den Brückenkopf der Wiener-Brücken bildet, in Augenschein genommen. Sie haben dem General Bertrand verschiedene Werke angeordnet; welche heute aufgerissen und angefangen werden sollen.
Die Pfahlbrücken am Tabor bey Wien werden in möglichst kurzer Zeit wieder hergestellt seyn.
Se. Majestät hat den General Oudinot, den Herzog von Ragusa, und den General Macdonald zu Marschällen ernannt. Die Zahl der Marschälle war 11, sie steigt durch diese Ernennungen auf 14. Noch sind 2 Plätze zu vergeben. Die Plätze des Colonels-Generals der Schweitzer und des Colonels-Generals der Jäger sind gleichfalls erledigt.
Der Colonel-General der Jäger, ist nach unserer Verfassung Groß-Officier des Reichs.
Se. Majestät hat Ihre Zufriedenheit mit dem Dienste der Chirurgie bezeigt, und besonders mit dem des Chefs der Chirurgie, Heurte-Coup.
Als Se. Majestät am 7. das Schlachtfeld durchritten, haben Sie eine grosse Menge Verwundeter fortbringen befohlen, und den Groß-Marschall des Pallastes, Herzog von Friaul, dort gelassen, der auch den ganzen Tag daselbst zubrachte. Die Zahl der verwundeten Oesterreicher, die in unsere Hände fielen, steigt auf 12 bis 13,000 Mann.
Von den Oesterreichern sind 19 Generale verwundet oder getödtet worden. Man hat als eine Sonderbarkeit bemerkt, daß die Französischen Officiere, sowohl aus dem alten Frankreich, als aus den neuvereinigten Provinzen, die sich in Oesterreichs Diensten befanden, größtentheils umgekommen sind.
Man hat mehrere Couriere mit Briefen aufgefangen, welche einen fortgesetzten Briefwechsel des Gentz mit dem Grafen von Stadion enthalten. Der Einfluß jenes Elenden auf die grossen Entscheidungen des Oesterreichischen Cabinetes ist also physisch bewiesen. Das sind die Werkzeuge, derer sich England wie einer neuen Pandoren-Büchse bediente, um Stürme und giftige Dämpfe über den Continent auszuschütten.
Das Corps des Herzogs von Rivoli hat sein Lager im Znaymer-Kreis; jenes des Herzogs von Auerstädt im Brünner-Kreis, und jenes des Marschalls, Herzog von Ragusa, im Korncuburger-Kreis; jenes des Marschalls Oudinot, vor Wien am Spitz; jenes des Vice-Königs, bey Preßburg und Gratz. Die kaiserliche Garde kehrt in die Umgebungen Schönbrunns zurück.
Die Aerndte ist schön und im Ueberflusse. Die Armee ist in herrlichen Ländern cantonirt; sie sind reich an allen Arten Producten, und vorzüglich an Wein.
Quellen.[]
- ↑ Wiener-Zeitung. Verlegt von den v. Ghelenschen Erben. Nro. 96. (1809)