Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Achtundvierzigstes Bulletin.[]

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Warschau, 3. Jan. 1807.

"Gen. Corbineau, Adjutant des Kaisers, marschirte von Pultusk mit 3 Regimentern leichter Reiterei aus, um den Feind zu verfolgen. Er kam den 1. Jan. zu Ostrowiec an, nachdem er Brock besezt hatte. Er brachte 400 Gefangene zurük, mehrere Offiziere und mehrere Pakwägen.

Marschall Soult steht mit den 3 Brigaden leichter Reiterei der Division Lasalle an dem kleinen Fluß Orcye, um die Kantonnirungen der Armee zu decken. Marschall Ney, Marschall Prinz von Pontecorvo und Marschall Bessieres haben ihre Truppen an dem linken Ufer kantonirt. Die Armeekorps der Marschälle Soult, Davoust und Lannes besezten Pultusk und die Ufer des Bugs.

Die feindliche Armee sezt ihre rükgängigen Bewegungen fort.

Der Kaiser kam am 2. Jan. um 2 Uhr Nachmittags in Warschau an.

Es hatte 2 Tage lang gefroren und geschneiet; aber das Thauwetter tritt schon wieder ein, und die Strassen, welche sich zu bessern schienen, sind wieder eben so schlecht geworden, wie vorher.

Der Prinz Borghese war fortdauernd an der Spize des 1sten Karabinierregiments, das er kommandirt; die tapfern Karabiniers und Kürassiers brannten vor Begierde, mit dem Feinde handgemeng zu werden. Aber die Dragonerdivisionen, welche vorauszogen, hatten alles über den Haufen geworfen, und sezten sie nicht in den Fall, auch nur eine einzige Charge auszuführen.

Se. Majestät hat den Gen. Lariboissiere zum Divisionsgeneral ernannt, und ihm das Kommando der Artillerie seiner Garde gegeben. Es ist ein Offizier von dem seltensten Verdienst.

Die Truppen des Großherzogs von Würzburg bilden die Garnison von Berlin. Sie bestehen aus 2 Regimentern, die sich durch ihre schöne Haltung auszeichnen.

Das Korps des Prinzen Jerome belagert immer noch Breslau. Diese schöne Stadt ist ein Aschenhaufen. Die Erwartung der Ereignisse, und die Hofnung, daß ihr die Russen zu Hülfe kommen würden, hinderte sie, sich zu ergeben. Aber die Belagerung geht vorwärts. Die baierischen und würtembergischen Truppen haben das Lob des Prinzen Jerome und die Achtung der franz. Armee verdient.

Der Kommandant von Schlesien hatte die Garnisonen der nicht belagerten Festungen gesammelt, und daraus ein Korps von 8,000 Mann gebildet, mit welchem er sich in Marsch sezte, um die Belagerung von Breslau zu beunruhigen.

General Hedouville, Chef des Generalstaabs des Prinzen Jerome, ließ den General Montbrun, der die Würtemberger anführte, und den General Minucci, Kommandanten der Baiern, gegen dieses Korps ausziehen. Sie trafen bei Strehlen auf die Preussen, brachten sie in grose Unordnung, und nahmen ihnen 400 Mann, 600 Pferde und beträchtliche Transporte von Lebensmitteln, welche der Feind im Sinne hatte in die Festung zu werfen. Der Major Herrscher grif an der Spize von 150 Mann der Leiningschen Cheväuxlegers 2 preuß. Schwadronen an, durchbrach sie, und machte 35 Gefangene.

Se. Majestät hat Befehl gegeben, einen Theil der Fahnen, die man bei der Belagerung von Glogau erobert hat, an den König von Würtemberg zu schiken, dessen Truppen sich dieses Plazes bemeistert haben. Se. Majestät wollte auch das gute Betragen dieser Truppen erkennen, und bewilligte dem würtembergischen Korps zehn Dekorationen der Ehrenlegion. --

Eine Deputation des Königreichs Italien, die aus den HH. Prina, Finanzminister, einem verdienstvollen Mann, Renier, Podesta von Venedig, und Guasta Villani, Staatsrath, besteht, ist dem Kaiser vorgestellt worden. An demselben Tage hat Se. Majestät alle obrigkeitliche Gewalten des Landes und die verschiedenen fremden Minister empfangen, die sich zu Warschau befinden."


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Quellen.[]

  1. Europäische Annalen Jahrgang 1807 von D Ernst Ludwig Posselt. Tübingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1807.
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