Acht und fünfzigstes Bülletin.[]
Preussisch-Eylau, den 9. Febr.
Gefecht bei Eylau. Eine Viertelmeile von der kleinen Stadt Preussisch-Eylau ist ein erhöhete Ebene, die den Angriff von dem platten Lande her abhält. Der Marschall Soult befahl den 46sten leichten und dem 18ten Linien-Infanterie-Regiment, selbige wegzunehmen. Die drei feindlichen Regimenter, die sie vertheidigten, wurden geworfen. Allein zu gleicher Zeit griff eine russische Cavalerie-Colonne die äusserste Spitze vom linken Flügel des 18ten Regiments an, und brachte ein Bataillon desselben in Unordnung. Noch zu rechter Zeit bemerkten dies die Dragoner von der Division Klein, schlugen die feindliche Cavalerie zurück, und stellten so die Ordnung wieder her. Indem die Truppen den Feind verfolgten, kam es in der Stadt Eylau selbst zum Gefecht. Der Feind hatte mehrere Regimenter in einer Kirche und einem Kirchhofe aufgestellt. Hier leistete er einen hartnäckigen Widerstand, und nach einem, für beide Theile mörderischen Gefechte, wurde Abends gegen 10 Uhr die Stellung eingenommen. Die Division Legrand lagerte sich gerade vor die Stadt, die Division St. Hilaire zur Rechten, das Corps des Marschalls Augereau hingegen zur Linken. Schon am Vorabend hatte sich das Corps des Marschalls Davoust in Marsch gesetzt, um Eylau zu umgehen, und auf die linke Flanke des Feindes zu fallen, wenn er seine Stellung behaupten wollte. Der Marschall Ney war im Marsch, um die rechte Flanke zu umgehen.
Schlacht bei Eylau. In dieser Stellung wurde die Nacht zugebracht. Mit Anbruch des Tages fieng der Feind den Angriff mit einer lebhaften Kanonade auf die Stadt Eylau und die Division St. Hilaire an. Der Kaiser nahm seine Stellung an der Kirche, die der Feind am Abend vorher so sehr vertheidigt hatte. Er liess das Corps des Marschalls Augereau vorrücken, und die kleine Anhöhe mit 40 Kanonen seiner Garde beschiessen. Nun erhob sich von beiden Seiten eine fürchterliche Kanonade. Die russische, in Colonnen formirte, Armee stand auf halbe Kanonenschussweite. Jeder Schuss traf. Einmal glaubte man aus den Bewegungen des Feindes schliessen zu können, dass er, aus Ungeduld über seinen Verlust, unsere linke Flanke anfallen möchte. In demselben Augenblick liessen sich die Tirailleurs des Marschalls Davoust hören, und kamen dem feindlichen Heere in den Rücken. Zu gleicher Zeit marschirten das Corps des Marschalls Augereau in Colonnen auf, um sich gegen den Mittelpunct des Feindes zu werfen, auf diese Weise seine Aufmerksamkeit zu theilen, und ihn von einem Angriffe mit seiner ganzen Stärke auf das Corps des Marschalls abzuhalten. Dabei stellte sich die Division St. Hilaire am rechten Flügel auf; beide in der Absicht, sich mit dem Marschall Davoust zu vereinigen. Kaum war das Corps der Marschalls Augereau und die Division St. Hilaire auf diese Art vorgerückt, als ein dicker Schnee beide Armee dergestallt bedeckte, dass man nicht auf zwei Schritte vor sich hin sehen konnte. In dieser Finsterniss verlor man den Richtungspunct, und die Colonnen, die sich zu viel links hielten, schwankten ungewiss. Diese niederschlagende Erscheinung dauerte eine halbe Stunde; kaum aber hatte sich das Wetter wieder aufgehellt, als der Grossherzog von Berg an der Spitze seiner Cavalerie, und unterstützt von der Garde unter Anführung des Marschalls Bessières, die Division St. Hilaire umgieng, und auf die feindliche Armee fiel: Eine so kühne Bewegung, als vielleicht je eine war! Allein sie bedeckte die Cavalerie mit Ruhm, und sie war bei der Lage, in der sich unsere Colonnen befanden, durchaus nothwendig. Die feindliche Cavalerie, die sich dem Angriffe widersetzen wollte, wurde geworfen, und das Gemetzel war schrecklich. Zwei Linien russischer Infanterie wurde durchbrochen, die dritte konnte nur durch den Schutz eines Gehölzes widerstehen, an das sie sich anlehnte. Einige Escadronen der Garde durchsprengten zweimal die ganze feindliche Armee.
Dieser glänzende und beispiellose Angriff, der mehr als 20,000 Mann Infanterie zum Weichen brachte, und sie ihre Kanonen kostete, würde schon allein, und auf der Stelle den Sieg entschieden haben, wenn nicht einige Schwierigkeiten des Kampfplatzes und das Gehöltz im Wege gestanden wären. Der Division-General d'Hautpoult wurde durch einen Büchsenschuss verwundet. Der General Dahlmann, Commandant der Jägergarde, und eine gute Anzahl seiner unerschrockenen Soldaten, starben mit Ruhm. Aber die hundert Reiter und Soldaten der Garde, die auf dem Kampfplatze blieben, lagen von mehr als tausend entseelten Feinden umgeben. Dieser Theil des blutigen Schauplatzes erregt Entsetzen.
Während dieses sich zutrug, marschirte das Corps des Marschalls Davoust in den Rücken des Feindes. Aber auch hier hielt der Schnee,der mehrmals den Weg verhinderte, den Marsch auf, und hinderte die Gleichheit in der Bewegung der Colonnen.
Der Verlust, den der Feind gelitten hat, ist unermesslich, der unsere bedeutend. Während ganzer zwölf Stunden schleuderten dreihundert Feuerschlünde den Tod auf beide Theile.
Der lange ungewisse Sieg war entschieden, als Marschall Davoust auf der hohen Ebene sich entwickelte, und den Feind überflügelte, der, nach vielen fruchtlosen Anstrengungen, sich jener Höhe wieder zu bemächtigen, endlich sich zum Rückzug entschloss. In dem nämlichen Augenblicke debouschirte das Corps des Marschalls Ney durch Alsdorf auf dem linken Flügel, und trieb die Ueberbleibsel der preussischen Colonne vor sich her, die aus dem Gefecht von Deppen entkommen war. Am Abend stellte er sich bei dem Dorfe Schmoditten auf, dadurch wurde der Feind zwischen den Corps der Marschälle Ney und Davoust dergestalt gedrängt, dass er, aus Furcht, seinen Nachtrab in Gefahr zu setzen, um 8 Uhr Abends beschloss, das Dorf Schmoditten wieder wegzunehmen. Mehrere russische Grenadierbataillone, die einzigen, welche zuvor nicht gefochten hatten, zeigten sich demzufolge vor dem Dorfe, aber das 6te leichte Infanterieregiment liess sie ganz nahe anrücken, und zerstreute sie dann gänzlich. Am folgenden Morgen wurde der Feind bis an den Fluss Frischling verfolgt; er nimmt seine Rückzug hinter die Pregel. Auf dem Schlachtfelde hat er 16 Kanonen und seine Verwundeten gelassen. Alle Häuser in denjenigen Dörfern, durch die er während der Nacht zog, sind voll davon.
Marschall Augereau wurde durch eine Flintenkugel verwundet. Auch die Generale Desjardin, Heudelet und Roizet sind verwundet. Den General Corbineau rafte eine Kanonenkugel weg. Denselben Tod starben die Obersten Lacuée vom 63sten, und Lemarois vom 43sten Regiment. Der Oberst Bouvieres vom 11ten Dragoner-Regiment, hat seine Wunden nicht überlebt. Alle sind mit Ruhm gestorben. Unser Verlust beträgt genau 1,900 Todte, und 5,700 Verwundete, darunter 1,000 so schwer sind, dass sie nicht mehr dienstfähig seyn werden. Am 10ten wurden alle Todte begraben. Auf dem Schlachtfelde zählte man 7,000 Russen.
So war also die offensive Bewegung des Feindes, wodurch er bis Thorn vordringen, und zu dem Ende den linken Flügel der grossen Armee umgehen wollte, verderblich für ihn. 12 bis 15,000 Gefangene, eben so viele ausser Würksamkeit gesetzte Soldaten, 18 Fahnen, 45 Kanonen, sind die, durch das Blut so vieler Tapfern ohne Zweifel zu theuer erkauften, Siegeszeichen. Kleine Hindernisse der Witterung, die unter andern Umständen von keiner Bedeutung gewesen wären, störten ungemein die Berechnungen des französischen Generals. Unsre Cavalerie und Artillerie haben Wunder gethan. Die Garde zu Pferde hat sich selbst übertroffen; dies ist viel gesagt. Die Garde zu Fuss stand den ganzen Tag über unter einem grässlichen Kartätschenfeuer des Gewehr im Arm, ohne einen Schuss zu thun, oder irgend eine Bewegung zu machen. Die Umstände erlaubten nicht, sie zum wirklichen Angriff zu brauchen. Auch die Verwendung des Marschalls Augereau gehört unter die ungünstigsten Zufälle, indem während des stärksten Kampfes das Corps ohne einen tüchtigen Anführer blieb. Diese Erzählung giebt eine allgemeine Uebersicht von der Schlacht. Es sind Thatsachen vorgefallen, die den französischen Soldaten ehren. Der Generalstaab beschäftigt sich damit, sie zu sammeln. Der Aufwand an Artilleriemunition war stark, die Infanterie hat viel weniger gebraucht.
Der Adler eines Bataillons von dem 18ten Regiment hat sich nicht wieder gefunden, wahrscheinlich fiel er dem Feinde in die Hände. man kann dem Regimente keinen Vorwurf darüber machen. In der Lage, worin er sich befand, gehört dieser Umstand unter die Kriegszufälle. Der Kaiser wird dem Regiment indess erst einen andern Adler geben, wenn es eine feindliche Fahne erobert haben wird.
Nachdem nun diese Expedition geendigt ist, worin der Feind geschlagen, und über hundert Stunden von der Weichsel zurückgeworfen wurde, wird die Armee wieder ihre Cantonirungen beziehen und Winterquartiere nehmen.
Quellen und Literatur.[]
- Historisch-militärisches Handbuch für die Kriegsgeschichte der Jahre 1792 bis 1808. Von A. G. Freiherrn von Gross. Amsterdam, im Verlage des Kunst- und Industrie-Comptoire. 1808.