Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Abt.[]

Abt, von dem hebräischen Worte Ab -- oder von dem syrischen Abba, welches Vater heißt, wird derjenige genannt, welcher einem zur Prälatur erhobenen Kloster und den allda befindlichen Religiosen vorstehet, und über selbe die Aufsicht hat.

In Orient wurden vor Zeiten alle Religiosen Aebte genannt: auch waren ehedem nicht alle Aebte geistlich, besonders zur Zeit, wo die Mönche noch nicht unter den Klerus gerechnet worden sind.

Dermahlen werden eigentlich nur die Vorsteher der Benedictinerklöster Aebte genannt, und von den übrigen Ordenständen gemeiniglich Prälaten genamset.

In den ersten Zeiten unterwarfen sich die Aebte der klösterlichen Disziplin eben so streng als die andern Religiosen: allein sie bekamen bald zur Verherrlichung ihrer Würden alle bischöfliche Insignien, als Insel, Handschuhe, Schuhe oder Sandalien, Ring und Stab u. s. w. Die Aebte, welche ihrem Bischofe gehörig unterworfen sind, tragen zum Zeichen ihrer Unterwürfigkeit an ihrem Stabe ein groß seidenes herabhangendes Tüchlein; sie werden sonst meistens von ihren Bischöfen benedizirt; und tragen ihren Klosterhabit nebst dem Kreuze, welches, weil selbes über die Brust gewöhnlich getragen wird, Pektoral genannt wird.

Ihre Gewalt ist übrigens verschieden: einige können sogar ihren Religiosen die Tonsur, und ersten vier Weihen mittheilen, Glocken, Kelche, Korporalien, und andere Kirchen- und Altargeräthschaften weihen, bey den Konzilien erscheinen, ihre entscheidenden Stimmen, wie die Bischöfe, geben.

Kommendäräbte werden übrigens jene genannt, welche zwar weder von dem nähmlichen Kloster, noch geistlich sind, jedoch die Nutznießung von der Abtey oder Kloster haben; die geistliche Gewalt aber, und die Klosterzucht muß gleichwohl von einem Religiosen besorgt werden.

Erzabt heißt dermahlen der Abt zum heiligen Martinus in Ungarn: der Abt von Kluny, und der Abt vom Berge Kassino, wo das Hauptkloster der Benediktiner stehet, werden sonst genannt die Aebte der Aebte.


Aebtissin.[]

Aebtissin wird genannt eine Vorsteherinn der adeligen oder auch andern Frauenklöster, welche das recht haben, daß ihre Vorsteherinnen ein Pektoral und Stab tragen dürfen. Die Aebtissinnen nun, welche ihrem eigentlichen Bischofe unterworfen sind, müssen zum Zeichen dessen an ihrem Stabe ein seidenes Tüchlein tragen: sie werden auch benediziert, und haben an manchen Orten verschiedene Gewalt.


Abt..[]

Abt (franz. Abbé und ital. Abbate) ist in der römisch-catholischen Kirche ein vornehmer Geistlicher, der dem Range nach auf den Bischof folgt; das Oberhaupt einer Abtei, deren Glieder ihn wählen.

Außer dem aber gab es ehemals in Italien und Frankreich eine menge von Titular-Abbe's und Abbaten; Personen aus guten Familien, welche sich um höhere geistliche Würden bewarben, und inzwischen unter diesem Titel in der Gesellschaft figurirten. Ja es bedurfte am Ende nur der schwarzen Kleidung und feiner Sitten, um allenthalben als Abbé begrüßt zu werden.


Quellen und Literatur.[]

  • Lexicon der Römischkatholischen Kirchengebräuche. Verfasset von Franz Grundmayr, Ceremoniarius in der St. Peterspfarrkirche zu München. Neueste Auflage. Augsburg 1807.
  • Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
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