Das Militair-Commando in Tyrol.[]
- [1805]
Militairwesen in Oestreich.
Das Militair-Commando in Tyrol, welches bisher dem Inner-Oestreichischen General-Commando untergeordnet war, ist jetzt zu einem selbstständigen Commando erhoben, und steht unmittelbar unter dem Hofkriegesrath. Auch sich mit diesem Militair-Commando die Schwäbisch-Oestreichischen Besitzungen verbunden worden, welche bisher unter dem Nieder-Oestreichisch. General-Commando standen. Dies neue Commando hat zu Inspruck seinen Sitz.
Das Oesterreichische Militair Reglement.[]
- [1808]
Welch ein Unterschied zwischen dem gegenwärtigen Reglement in Oesterreich, und dem, wie es noch vor einigen Jahren war. Sonst war wie bekannt, der Korporalstock der Stellvertreter aller Argumente beim Militair, um die Soldaten zur Ordnung zu gewöhnen, und die Bravheit sollte ihnen eingebläuet werden, jetzt ist es ganz anders, und es ist wohl nicht zu leugnen, daß man das Französische System zum Muster angenommen hat, um in Zukunft die Soldaten zu bilden. Den Beweis davon kann das sogenannte Abrichtungs-Reglement für die Oesterreichische Infanterie abgeben, davon wir zur Probe eine Stelle hier anführen wollen. Abrichtung des Soldaten ist der erste Grund zur möglichsten Brauchbarkeit eines Kriegsheeres, und folglich die Vorbereitung zur Ausübung der Kriegskunst. Einheit des Ganzen ist ihr Zweck. Gleichförmigkeit der Grundsätze, Verständlichkeit, Einfachheit, Ueberzeugung von der Nothwendigkeit und Wichtigkeit des Gegenstandes, Menschenkenntniß, Gebrauch aller Triebfedern die den Geist des Menschen erwecken, liebevolle Behandlung der Guten, unerschöpfliche Geduld mit den Schwachen, feurige Anstrengung der Gleichgültigen, Strenge mit den Nachlässigen, sind die Hülfsmittel zu diesem Zwecke zu gelangen. Jede Mißhandlung, jede Gewaltthätigkeit, wird bei der Abrichtung des Soldaten auf schärfste untersagt. Brutalität ist gewöhnlich ein Beweis einer Unwissenheit, und vernichtet das Ehrgefühl, das die Seele eines Soldaten seyn soll, Trägheit, böser Wille, Wiederspenstigkeit, verdient Strafe, Strafe bessert, aber Mißhandlung empört. Der Soldat muß vertraut werden mit der Beschwerlichkeit seines Standes, er muß die Nothwendigkeit seiner Bildung, die unvermeidliche Strenge seiner Disciplin einsehen und ehren lernen, er muß Soldatengeist haben, und vor seinen Vorgesetzten nie als Sträfling, sondern mit entschlossenen militairischen Anstande erscheinen. Dann wird er stolz werden auf seinen Beruf, und seinen Stand nicht als ein unerträgliches Joch abzuschütteln suchen.
Die Erste Bildung eines Soldaten besteht darin, daß man ihm eine andere moralische Erziehung und einen wahren Begriff von dem Ehrenstande beibringe, zu den er sich begeben hat. Hiezu werden ihm seine in den Dienst Reglement enthaltenen Verhaltungen vorgelesen und in seiner Muttersprache erklärt. Nächst dem wird ihm ein vernünftiger gedienter Soldat zur Aufsicht zugetheilt, der ihm mit Freundlichkeit Unterricht giebt, damit der Soldat nebst der Geschicklichkeit in dem Gebrauche seiner Waffen auch jene Wohlanständigkeit erlange, die gleich weit von der Ungeschliffenheit und Wildheit als von der Ungeschicklichkeit und Schüchternheit ist.
In diesem Tone ist das ganze Reglement abgefaßt, woraus man sieht, daß hier von nichts als Ehrgefühl und Wohlanständigkeit die Rede ist. Bei so liberalen Grundsätzen kann es nicht fehlen, daß der Soldatenstand mehr in Aufnahme komme, und unstreitig hat man es in Oesterreich diesem Reglement allein zu verdanken, wann gegenwärtig so viele Freiwillige sich eingefunden haben, was sonst nie der Fall bei diesem Militair seyn konnte. Sonach hätte also der letztre Krieg den Oesterreich mit Frankreich führte, einen auffallenden Nutzen gehabt, der noch für künftige Generationen sogar wohlthätig seyn wird, und es zeigt sich bereits in Oesterreich allenthalben der Geist der Vaterlandsliebe. Ueberall sind schon Kompagnien, in mehreren Kreisen Bataillone versammelt. Sich in Waffen zu üben, und wenn es die Umstände erfodern sollten, gegen jeden Feind seinen Heerd und seine Familie zu vertheidigen dies hält man für den schönsten Beruf. Wirklich ist in vielen Gemeinden die Zahl der Freiwilligen ohne Losung voll geworden, ob es aber wahr ist, was ein öffentliches Blatt erzählt, daß nämlich viele Väter mit sichtbaren Mißvergnügen nach Hause kehrten, deren Söhne in die Reserven nicht angenommen werden konnten, das wollen wir dahin gestellt seyn lassen, denn man weiß wohl, die Zeitungsschreiber oder vielmehr ihre Korrespondenten, sehen oft Dinge durch eine sehr vielfarbige Brille.
So viel ist gewiß, daß die Oesterreichische Armee durch diese menschenfreundlichen Anordnungen sehr gewonnen habe, und daß solche ausser der Stärke, sich auch auf dem besten Fuß befinde.