Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Briefe.[]

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Wien, 5. Januar.[]


Wien, den 5ten Januar 1797.

Man hat allenthalben die von den Feinden gemachten Anträge zu einem Waffenstillstande abgewiesen, und sogar gegen die hier und da entstandenen Gerüchte von irgend einer mit dem Feinde getroffenen Verabredung und geschloßenen Convention, sorgfältig in den Zeitungen protestiret. Zu gleicher Zeit hat man nach Italien neue Verstärkungen geschickt, und neue Plane angenommen, nach welchen der General Alvinzy, der bey Baßano stand, den größten Theil von dem Corps des Generals Davidovich an sich gezogen, Tyrol des Selbstvertheidigung seiner tapfern Bewohner überlaßen hat, und nun mit vereinter Macht abermals vordringen und Mantua entsetzen soll. Diese Festung hat inzwischen durch einige glückliche Ausfälle (worunter jedoch diejenigen nicht gemeint sind, wovon man in Roveredaner, Botzner und Triester Briefen fabelt,) und durch die Thätigkeit einiger Venetianischer Lieferanten wieder einige Vorräthe von Lebensmitteln erhalten, womit sie ihre Befreyung noch einige Zeit abwarten kann, auch Mittel gefunden, uns von sich tröstliche Berichte zukommen zu laßen. Nachdem der König von Neapel, gegen alle Vorstellung und Erwartung, den Frieden mit Frankreich geschloßen, und den Römischen Hof verlaßen hat, so hat derselbe den Schutz unsers Hofes angesucht und gefunden. Es muß uns lieb seyn, daß Rom im Kriegsstande bleibe, und den Franzosen von dieser Seite, wenigstens in den neurepublicanischen Staaten von Italien, mit einer Diversion gedrohet werde; daher unser Hof denn auch den Pabst in seinem Kriegs-Systeme mannichfaltig unterstützt, und ihm den General Colli als Anführer, wie auch verschiedene andere wackere Officiere überlaßen hat.

Indeßen wird auf sonst zur Fortsetzung des Krieges alles vorgekehret. Die Finanzmittel sind schon herbeygeschaft, und es war diesesmal leichter als die vorigen Jahre, da aus England uns neuerdings 5 Millionen Gulden zugesichert sind, aus Ungarn beträchtliche Natural-Lieferungen kommen, die Stände aller Provinzen ansehnliche Summen dargeboten haben, die freywilligen Beyträge noch immer erheblich sind, und endlich unser Hof in Teutschland das System der Requisitionen angenommen hat, welches die Franzosen eingeführt haben, und alle Umstände rechtfertigen.

Einen entscheidenden Nachdruck in dem bevorstehenden Feldzuge, besonders in Italien, hätte ein Corps von 60,000 Rußen, (nämlich von 40,000 Mann Infanterie, 8000 M. regelmäßiger Cavallerie, 4000 berittenen Jägern und 8000 Cosacken) geben sollen, deßen Uebernahme das Englische Ministerium, gemeinschaftlich mit dem Unsrigen, in Petersburg negociiret, und die verstorbene Kaiserin förmlich zugesagt hatte. Ein Englischer Commißar, welcher die deswegen verabredete Convention unterzeichnen, und das Hülfs-Corps übernehmen sollte, traf in Petersburg eben an dem Tage ein, an welchem Katharina II. verschied, und der neue Kaiser erklärte, daß er, indem er nur eben den Thron besteige, keine Truppen außer Landes schicken, und die obige Convention nicht unterzeichnen könne.

Dadurch mag denn doch ein Theil unsers künftigen Planes verrückt worden seyn; aber nichts desto weniger bringen wir noch immer eine ansehnliche Macht auf die Beine, da Ungarn allein 50,000 Mann giebt, durch die gesammten Erbstaaten eine neue Recrutirung ausgeschrieben ist, und der Kaiser nun auch Siebenbürgen zu neuen Anstrengungen aufgefordert hat.

Auch sind alle Friedens-Aussichten verschwunden. Der junge Graf Dietrichstein, der in das Hauptquartier des Erzherzogs Carl, nach Offenburg gegangen war, und von dem es allgemein hieß, er würde von da nach Paris gehen, ist wieder zurückgekommen, und nun mit des Kaisers Glückwünschungs-Bothschaft nach Petersburg abgegangen. Die Pariser Negociationen sind, wie nach den neuesten durch einen Englischen Courier, am 1sten d. M. hierher gebrachten Depeschen zu urtheilen ist, nun wahrscheinlich schon abgebrochen, und der Französische General Clarke, der als Negociateur hierher kommen sollte, ist nicht weiter als bis Inspruck gekommen, wo er an den dort befindlichen Director der auswärtigen Angelegenheiten verwiesen worden.

In meinem nächsten Briefe folgt ein mehreres.


Wien, 10. Januar.[]


Wien, den 10 Januar 1797.

Gleich nach der Ankunft der Nachricht von den zu Paris abgebrochnen Friedens-Unterhandlungen bekam der hier so lange befindliche Französische Courier Befehl zur schnellen Abreise. Zugleich wurden Couriere nach London, und nach Petersburg geschickt.

Der neue Kaiser hat zwar unsern Bothschafter in der ersten Audienz mit der größten Auszeichnung behandelt, und ihm versichert, daß er nichts sehnlicher wünsche, als die mit dem K. K. Hofe bestehenden Verbindungen zu erhalten und stets fester zu knüpfen; aber viele seit dem erfolgte Schritte, eine gewiße für Preußen bezeigte Vorliebe, die Verweigerung des mit England zu schließenden Subsidien-Tractats, die auf 3 Jahre eingestellte Recrutirung, und das auffallende Benehmen gegen die verhaßteten Polnischen Insurgenten, muß nothwendig unsers Hofes Aufmerksamkeit rege machen.

Man will behaupten, der Czar habe die Absicht Polen herzustellen, und eine Secundo-Genitur für seinen zweyten Sohn daraus zu machen. In diesem Falle jedoch würde sich unser Hof, der ohnehin mehr aus Zwang als aus freyer Wahl an der letzten Theilung Theil nah, wenn er nur sonst eine Entschädigung erhalten kann, am ersten entschließen, seinen Antheil herauszugeben. Doch es ist noch viel zu früh hierüber mehr zu sprechen.


Wien, 14. Januar.[]


Wien, den 14 Januar 1797.

Der Ungarische Landtag ist nicht eher als am 12ten v. M. zu Ende gegangen. Die zwey Commißionen, die eine zur Ausarbeitung der Repartition, die andere zur Vorlegung der Beschwerden, haben die Verzögerung verursachet. Letztere hat nur über zwey Gegenstände, die Erleichterung des Handels, und besonders die freye Getraide-Ausfuhre, und über das Erziehungswesen Vorstellungen gemacht, wobey mit dunklen Worten auf den Jesuiter-Orden gezielt wurde, der in Ungarn zahlreiche Anhänger im weltlichen Kleide hat. Der Kaiser hat in Beziehung auf den Handel alle mögliche Erleichterung zugesagt, was aber das Erziehungswesen betrift, solches sich allein vorbehalten. So gieng denn endlich der Landtag zu Ende, und der Hof hat alle Ursache mit dem, was er auf diesem Wege erhalten hat, vollkommen zufrieden zu seyn. Da der Staatsrath von Istenzy, und zum Theil der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Baron Thugut, dieses wichtige Geschäft geleitet haben, so ist nun von Sr. Majestät dem ersteren das Commandeur, dem letzteren das große Kreuz des St. Stephans-Orden verliehen worden.

Die Demarcation im Krakauer Palatinate, die nun schon länger als ein Jahr hinausgezogen wurde, ist jüngsthin, am 5ten December, in so weit geendiget worden, daß darüber ein vorläufiger Demarcations-Tractat zwischen den K. K. und Königl. Preuß. Commißarien abgeschloßen worden ist. Zwey Tage darauf erhielt man die Nachricht von der Kaiserin Katharina II. Absterben. Seitdem haben die Zögerungen wieder angefangen, und man weiß nicht, wenn der Definitiv-Tractat zu Stande kommen wird.

Inzwischen hat der Kaiser den bisherigen Landes-Hauptmann in Kärnten, Grafen von Wurmbrand, zum Gouverneur von Westgalizien ernannt, und neuerdings wiederholte Befehle erlaßen, daß man durch eine billige, gerechte und wohlwollende Behandlung die Zuneigung und Anhänglichkeit dieser neuen Unterthanen zu erwerben suchen sollte, und dieses ist der Geist, der aus allen für Westgalizien bisher erlaßenen Verordnungen und Gesetzen hervorleuchtet.


Wien, 15. Februar.[]


Wien, den 15ten Februar 1797.

Den Fall von Mantua, die Capitulation, und die Umstände, werden Sie aus unsrer heutigen Hofzeitung ersehen. So ehrenvoll die Bedingniße der Uebergabe sind, so wichtig ist der Verlust für uns. Indeßen werden alle Kräfte mit verdoppeltem Eifer angestrengt, um dem Glücke, das uns in Italien so manche üble Streiche gespielt hat, neue Gelegenheit zu geben, uns zu begünstigen. Die Ankunft des Erzherzogs Carls bey der Armee im Friaul, zu Görz, belebt alles mit den bestgegründeten Hofnungen. Man will wißen, daß dieser Königliche Sieger bey dem Commando in Italien verbleiben wird, und der Herzog Albert von Sachsen-Teschen den Oberbefehl der Armee am Rheine führen, und den berühmten General Mak an seiner Seite haben wird.

Es sind nun von Seiten des Spanischen Hofes Schritte gethan worden, um unsern Hof zum Frieden mit Frankreich zu bewegen.

Der Kaiser von Rußland hat die rückständigen Subsidien Gelder vom vorigen, und von diesem Jahre bereits angewiesen.

Zu den vielen Unwahrheiten, die Buonaparte an das Pariser Directorium berichtet hat, gehört auch, daß er die, dem Wiener-Freycorps von der Kaiserin gestickte, Fahne erobert habe. Diese kostbare Arbeit von den Händen der Kaiserin ist gerettet, und hieher gebracht worden, wird auch bald wieder das höchste Augenmerk des tapfern Corps der Wiener Freywilligen werden.

Man hat das bekannte Englische Lied: God save the King: in teutsche Verse gebracht, und Haydn hat dazu eine herrliche Musik gesetzt. Mit diesem Gesange wurde der Kaiser, als er am Sonntage, seinem Geburtstage, im Theater erschien, auf eine äußerst rührende Art empfangen. Eben dieser Gesang wurde an demselbigen Tage auf allen Theatern, und an öffentlichen Oertern gesungen. So sucht die Liebe und Ergebenheit des Volks die feste Hofnung auf neue Siege in freudige Erfüllung geht, welcher wir mit gegründeter Zuversicht entgegen sehen.


Wien, 6. März.[]


Wien, den 6ten März 1797.

Der Erzherzog Carl, nachdem er die Verfaßung und Stellung unser Armee in Italien gehörig untersucht, die Ursachen unsrer letzten Unfällen erhoben, und die dringendsten Anordnungen gemacht hatte, ist am 20sten v. Monats hierher gekommen, um dem Kaiser von allem Bericht zu erstatten, und mit Sr. Majestät die weitern Maaßregeln, und den Plan des künftigen Feldzugs zu verabreden. Es sind daher verschiedene Conferenzen gehalten worden. Der Erzherzog ist jedoch nur 8 Tage hier geblieben, und am 27sten bereits wieder zur Armee in Italien abgereiset. Diese hat sich in Erwartung der ankommenden Verstärkungen, und um zur nothwendigen Reorganisirung Zeit zu gewinnen, an der Piave bishero ganz ruhig gehalten, und ist auch von der Französischen Armee nicht beunruhigt worden, die ebenfalls, bevor sie weiter etwas unternähme, erst den Ausgang des Römerzugs abwarten wollte.

Man war neugierig zu wißen, ob der Erzherzog Carl das Commando in Italien übernehmen, oder an den Rhein zurückkehren, und wer im erstern Falle, am Rheine commandiren würde. Nun vernimmt man, daß der Erzherzog Carl beyde Commando haben, und bald in Italien bald am Rhein seyn wird, wie es die Umstände erfordern dürften. Inzwischen soll Wurmser in Friaul, und Alvinzy in Tyrol das Commando führen. Es ist indeßen eine große Musterung unter der Generalität, und den Staabs-Officieren vorgenommen worden. Viele sind in Ruhestand versetzt, viele zu höherm Range befordert worden. Unter den erstern sind Quosdanovich, Meszaros und Sebottendorf; die letzten sind sehr zahlreich. Der, wegen seiner militairischen Talente allgemein bekannte, General Mack, ist zum Feldmarschall-Lieutenant, und zum General-Quartiermeister bey der Rhein-Armee ernannt worden, wohin er unverzüglich abgegangen ist.

Ueber den Plan des künftigen Feldzuges weiß man nichts bestimmtes. Man wird sich vermuthlich nach den Maaßregeln der Franzosen richten, aber allem Anscheine nach, sowohl zur Vertheidigung der Inner-Oesterreichischen Provinzen, als allenfalls zu einer Unternehmung zur Wiedereroberung von Mantua und der Lombardey, eine große Truppen-Menge an den Grenzen von Italien und von Tyrol zusammen ziehen.


Wien, 8. März.[]


Wien, vom 8ten März.

Es ist kein bloßes Zeitungs-Gerücht, daß Paul I. sich als Friedens-Vermittler für seine beyden Alliirten die Höfe von Wien und London verwenden will, und eben so gewiß ist es, daß der Erzherzog Carl bevollmächtigt worden, nach Umständen, mit dem, noch immer in Italien befindlichen Französischen Bevollmächtigten, dem Generale Clarke, sich in Unterhandlungen einzulaßen und selbst Frieden zu schließen.

Inzwischen müßen denn doch die Kriegs-Rüstungen alles Ernstes fortgesetzt werden. Die jüngsthin in den K. K. Erbländern ausgeschriebne Recrutirung von 15,000 Mann ist noch nicht ganz geendigt, und schon ist der Befehl ergangen, sie im Stillen ununterbrochen fortzusetzen. Nach Ungarn ist der Befehl ergangen, daß die von dem Landtage verheißenen 50,000 Mann, die nur nach und nach gestellt werden sollten; bis den 15ten d. M. insgesammt angeworben seyn müßten, und in Teutschland hat der Schwäbische Kreis sich getreulich an den Kaiserhof angeschloßen, ein wirksames Vertheidigungs-System angenommen, und wird ein Corps von 40,000 Mann Schwäbischer Truppen zu unsrer Rhein-Armee stoßen laßen. Nach Italien gehen noch immer beträchtliche Verstärkungen an Mannschaft und Artillerie. Es fehlt uns daher nicht an Mitteln noch lange, mit Macht uns den Feinden entgegen zu stellen, wenn sie nicht friedliche und mäßige Gesinnungen annehmen.

Der von unserem Hofe mit den gewöhnlichen Glückwünschungs-Complimenten an Paul I. abgesandte, Graf Dietrichstein, hat bey dem Kaiser eine ungemein günstige Aufnahme erhalten, und zur Befestigung der Freundschafts-Bande zwischen den beyden Kaiserhöfe nicht wenig beygetragen. Der Kaiser äußert gegen unsrer Hof die freundschaftlichsten Gesinnungen, so weit sie mit seinem friedfertigen Systeme vereinbarlich sind. Die Folgen sind, daß er den bisher allhier gestandenen Rußischen Bothschafter, Grafen Rasoumowski, der schon abgerufen war, wieder bestätiget hat; daß im Krakauer Palatinate die, durch so lange Zeit verzögerte, Demarcation endlich auf eine für uns sehr vortheilhafte Art zu Stande gekommen, und am 1sten Februar der Definitiv-Tractat darüber geschloßen worden ist; daß die drey Höfe nun unter sich einig geworden sind, um die Hofnungen zur Wiederauferstehung von Polen nicht zu nähren, und ganz nieder zu schlagen, über die letzte Theilung ein gemeinschaftliches Manifest zu erlaßen, das ehestens erscheinen wird; und endlich, daß sie unter sich einig geworden sind, keine sogenannten Sujets mixtes mehr zu dulden, und denen, die in diesem Falle sind, 5 Jahren einzuräumen, um inzwischen die in einer oder der andern Grenze gelegenen Güter zu veräußern, und nach Belieben, der einen, der andern, oder der dritten Macht ganz und allein sich zu unterwerfen.


Wien, 15. März.[]


Wien, den 15ten März 1797.

Der Feldmarschall Wurmser ist seit einigen Tagen allhier und befindet sich, seines Alters und seiner ausgestandenen Beschwerlichkeiten ungeachtet, sehr wohl. Dem Vernehmen nach ist er zum commandirenden General-Chef in Ungarn bestimmt.

Die Besatzung von Mantua ist in drey Abtheilungen, die zusammen noch aus 12,128 Mann bestanden, (ohne die sehr zahlreichen, in Mantua zurückgebliebenen Kranken zu rechnen) in Laybach angekommen. Sie soll nun größtentheils hierher und nach Prag in Garnison kommen, und durch zwey Jahre die doppelte Löhnung genießen, welche ihr der Feldmarschall zugesichert hatte, um sie in Standhaftigkeit zu erhalten.

Erzherzog Carl hat gleich nach seiner Zurückkunft in Conegliano, über diejenigen, welche in dem unglücklichen Gefechte von Rivoli ihre Pflicht versäumt haben, Strafgerichte halten laßen, und man sagt, daß einige Officiere mit strenger Gerechtigkeit bestraft worden, und ein ganzes Regiment caßirt ist.

Es wird versichert, der Erzherzog Carl habe vor einiger Zeit, als er zuerst bey der Armee in Italien angekommen war, durch einen Französischen Officier ein Schreiben erhalten, und sey gleich darauf mit 20 Mann Bedeckung an die Piave geritten, wo sich mit einer eben so zahlreichen Bedeckung, ein Französischer General, angeblich der General Clarke, befand, der über die Piave zu dem Erzherzog kam, und eine ganze Stunde, mit ihm am Ufer auf und ab gieng, und sich mit ihm besprach. Als der Erzherzog zurück in das Hauptquartier kam, gab er die Befehle, zu seiner Abreise nach Wien, die am folgenden Tage erfolgte. Auf diese Umstände gründet sich die Vermuthung, daß der Erzherzog zu Unterhandlungen bevollmächtiget sey.

Der Friede mit dem Pabste hat seine volle Gewißheit. Der General Buonaparte ist schon am 22sten Februar nach Bologna zurück gekommen. Der Neapolitanische Hof, dem die Franzosen in der Unterhandlung Benevent antrugen, hat diesen Besitz nicht annehmen wollen. Die Gährung ist übrigens in Italien so groß daß wenn sich die Cispadanische Republik erhalten sollte, bald ganz Italien republicanisirt seyn dürfte.

Man spricht davon, der Rußische Kaiser habe sich geneigt finden laßen, als ein bewafneter Friedens-Vermittler zwischen uns und Frankreich aufzutreten, doch so, daß der König von Preußen mit ihm hierin gemeinschaftliche Sache mache.

Der General Mack ist schon vor einigen Tagen zur Rhein-Armee abgereiset. An seiner Statt soll der General, Prinz Waldeck, der bey Thionville einen Arm verlor, nach Portugall gehen, und dort den Oberbefehl den gesammten Armee führen.

Der Erzherzog Joseph, Palatin von Ungarn, war sehr gefährlich krank, aber durch die geschickte Behandlung des Hof- und Leib-Arztes, Baron von Quarin, ist er bereits außer aller Gefahr.

Die Fürsten Esterhazy und Paar, welche sich in allen Gelegenheiten durch patriotische Gesinnungen auszeichnen, haben unter dem hiesigen Adel eine Collecte von 50,000 Gulden zum Behuf der Wittwen und Waisen der vor dem Feinde gebliebenen Officiere gemacht. Der Primas von Ungarn, Fürst Batthyany, hat 10,000 Gulden beygetragen, und die Summe war in wenigen Tagen vollzählig. Der Fürst Esterhazy ist selbst in das Hauptquartier des Erzherzogs abgereiset, um Sr. K. H. das gesammte Geld zur Vertheilung zu übergeben.

Nach den neuesten Berichten hat sich die Armee des Erzherzogs Carl von der Piave etwas zurückgezogen, um in einer bequemen und concentrirten Position die von allen Seiten herbeykommenden Verstärkungen an sich zu ziehen.


Wien, 5. April.[]


Wien, den 5ten April 1797.

Die Lage unsrer Sachen hat sich neuerdings so sehr verschlimmert, daß wir nun wirklich hier in der Hauptstadt selbst, von dem Feinde bedroht sind.

Das Französische Directorium hatte zwar gleich nach dem Falle von Mantua unserm Hofe neue Aufträge zu Unterhandlungen machen laßen: weil die Grundlage derselben aber noch immer in großen Aufopferungen und in der Unterbrechung der bisherigen politischen Verbindungen bestand, und man mehr Gewinn durch eine standhafte Beharrlichkeit, und durch neue Anstrengungen, mit allem Grunde hoffen konnte, zumalen da wir noch immer eine Armee von mehr als 200,000 Mann auf den Beinen hatten, noch eine beträchtliche Verstärkung aufbringen konnten, und die Finanz-Bedürfniße hinlänglich gedeckt waren; so hat man diesen Anträgen keine Gehör gegeben. Es ward dagegen der Antrag gemacht, in Italien eine neue Armee von 170,000 Mann aufzustellen, mit der man leicht hoffen konnte, unter der Erzherzog Carls tapfrer, und weiser Leitung, wenigstens die Lombardey zurück zu erobern, und die Feinde zu ehrbareren Friedens-Bedingungen zu zwingen. Aber so sehr man auch die Maaßregeln zur Zusammenbringung der neuen Armee betrieb, so forderten sie doch Zeit. Der feindliche General Buonaparte wußte diese Pause zu benutzen, um dem noch nicht genugsam vorbereiteten Pabste zu Leibe zu gehen, und that es mit einem solchen Erfolge, daß er in Zeit von 14 Tagen den größten Theil des Römischen Staates eroberte, und dem Pabst zu den nachtheiligsten Frieden gezwungen hat. Dieser schnelle Friede war für uns eine sehr widrige Ereignung. Die Rüstungen und Drohungen des Pabstes, in so fern sie die Franzosen stets für ihrem Rücken besorgt gemacht hätten, würden unsere Operationen nicht wenig begünstiget haben. Nun, da diese Besorgniße ganz verschwunden waren, und Buonaparte, mit Geld, Lebensmitteln und Kriegsbedürfnißen, durch den Päbstlichen Frieden neuerdings versehen war, er auch alle seine und die Wälschen Truppen an sich ziehen konnte, eilte er zu seinem Haupt-Corps zurück, das inzwischen durch die aus dem Innern von Frankreich und von den Rhein-Armeen angekommene Mannschaft sehr beträchtlich verstärkt worden war. Dazu kam nun noch, daß am 28 Febr. zu Turin, zwischen der Französischen Republik und dem Könige von Sardinien ein Subsidien oder Allianz-Tractat zu Stande kam, zufolge deßen der König an die Republik 25,000 Mann seiner Truppen überläßt. Auf solche Art verstärkt, brach der Französische General ohne Zaudern, gegen unsere Stellung an der Piave und am Tagliamento auf. Der Erzherzog war zwar dahin zurück gekommen, aber er hatte noch kaum 30,000 Mann, meistens muthloser, und zum Theil neuer Leute. Ein Theil der Verstärkungen war zwar auf dem Wege, aber bey weitem nicht organisiret. In dieser Lage gegen den übermächtigen Feind auszuhalten, war ganz unmöglich, zumalen da auch alle Flüße, die eine natürliche Schutzwehr seyn konnten, ganz ausgetrocknet waren. So geschah es denn, daß unsere Truppen, die zwischen der Piave und dem Tagliamento standen, schon am 12ten März zurückgedrängt wurden, und wir auch eben so am 16ten und 17ten, dieß - und jenseits des Tagliamento, einen beträchtlichen Verlust erlitten, der den Erzherzog zwang, sich nach Friaul, hinter den Isonzo zu ziehen, und endlich auch diese Stellung dem andringenden Feinde zu überlaßen. Dieser nahm noch am 20sten von Gradisca, und Görz, und am 22sten auch von Triest Besitz, von letzterer Stadt jedoch bloß durch Commißaire, ohne Truppen dahin zu schicken, die aber nachher zur See, von Ancona her ankamen.

Indeßen dieses durch eine Colonne der Französischen Armee geschah, nahte sich eine zweyte dem Paße von Pontafell, welcher nach Kärnthen führt, und den man für unzugänglich hielt, fand ihn durch einige Kroaten besetzt, die sich leicht vertreiben ließen, und drang von dieser Seite in Kärnthen ein. Eine dritte feindliche Colonne in Tyrol hat indeßen am 20sten unsere Stellung bey Salurn überwältiget, und ist in Botzen eingedrungen, seit dem aber bis nach Brixen gekommen, und hat sich die Communication mit der Kärntner Colonne geöfnet. Alles dieses geschah unter mannigfaltigen Gefechten, und Ereignungen, die noch wenig bekannt sind. Der Erzherzog, unter diesen Umständen, und besonders um den vom Rheine eben ankommenden Verstärkungen entgegen zu gehen, theilte seine Truppen in zwey Colonnen, wovon die eine, unter dem Fürsten Reuß, sich durch Krain, über Laibach, an die Drau, nach Marburg in Steyermark, zog, die andere, durch Se. K. H. selbst nach Kärnten geführt wurde. Die Verstärkung, welche von der Rhein-Armee, unter dem Generale Mercantin, anzog, soll sich größtentheils mit der Armee des Erzherzogs vereinigt haben. Der Prinz grif am 27sten März bey Villach an, ward aber zurückgeschlagen, und zog dann am 28sten durch Klagenfurt, welches am 29sten von den Feinden besetzt wurde. Er sandte seine Colonne über St. Veit und Friesach, in das Lager bey Bruck an der Muhr, oberhalb Grätz, und gieng selbst zu der bey Marburg stehende Colonne ab. Diese wurde am 29sten nach Krain vorgeführt, wo man die Feinde schwach glaubte; aber während des Marsches kam ihr die feindliche Macht in die Flanke, und das Corps erlitte einen großen Verlust.

Da über alle diese Vorfälle noch gar keine Amtsberichte erschienen sind, man dieselben auch wie billig, so viel als möglich, geheim zu halten sucht, so ist es schwer, schon jetzt das Bestimmte, Gewiße und Umständliche davon zu erfahren.

Auf die von unsern Unfällen allhier eingegangene Nachrichten, hat der Kaiser, nach einigen mit seinen Ministern gepflogenen Unterredungen, den General-Adjutanten, Grafen Merveld, am 25 März an den Erzherzog, und angeblich an Buonaparte, abgesandt, um einen Waffenstillstand zu unterhandeln. Der General Merveld ist am 30 wieder hier angeknmmen, und dann am 1 d. M. abermals abgesendet worden.

Indeßen ist, wie verlangt, dem Englischen Hofe erklärt worden, daß der Unsrige keine Subsidien mehr annehmen, auch durch die Umstände gezwungen, nicht mehr mit demselben gemeinschaftlich handeln können, sondern sein Bestes so gut möglich, wahrnehmen müße.

Um indeßen nicht von dem Feinde überrascht, und zu einem erniedrigenden Frieden gezwungen zu werden, macht man mit Entschloßenheit die größten Anstalten zu einer muthvollen Vertheidigung. Vorerst sind viele Truppen vom Rheine zurück berufen. Und da der letzte Ungarische Landtag, für den Fall, daß Ungarns Grenzen bedroht würden, die Insurection zugesagt hat, dieser Fall aber nun eingetreten ist, so wird die Insurection bereits ausgeschrieben. Hier in Wien wird eine Reserve-Armee formirt. Auch sollen alle Bürger, wie auch die Landleute bewafnet werden. In und um Wien werden verschiedene Lagerplätze angelegt, und bey Neustadt wird ein großes Lager abgesteckt, in welchem die Ungarische Insurecions-Mannschaft, und die in den teutschen Provinzen ausgehobenen Freywilligen, die zusammen 200,000 Mann betragen werden, versammelt werden sollen.

Auf alle Fälle sind bereits die Maaßregeln getroffen, und wenn es noch schlimmer und die Gefahr drohender würde, so würden alle Schätze und Kostbarkeiten eingepackt und fortgebracht werden, und der Hof würde nach Ollmütz abgehen. Die Erzherzogin Elisabeth ist von Innsbruck nach Linz gekommen, und der Erzherzog Ferdinand mit seiner ganzen Familie, ist hier durch nach Presburg gegangen.

Der Erzherzog Palatinus, welcher das Commando am Rhein gehalten hatte, geht nun als oberster Anführer der Insurection nach Ungarn, und wird den General Haddick, (einer Ungar, den Sohn des ehemaligen Kriegspräsidenten) unter sich als Commandant, haben. Das Commando der Rhein-Armee soll dem Herzog Albert übertragen werden.

N. S. Eben vernimmt man, daß Wien in Vertheidigungsstand gesetzt werden soll, und der General Lauer zum Festungs-Commandant ernannt worden ist. Gestern und heute haben sich schon viele Menschen von hier entfernt. -- Nächstens das weitere.


Wien, 10. April.[]


Wien, den 10 April 1797.

Unsere Lage hat sich neuerdings verschlimmert, indem der Erzherzog Carl, von der Uebermacht des Feindes gedrängt, sich immer weiter hat zurückziehn müßen. Vorgestern befand sich das Hauptquartier, nach den bis heute neuesten Berichten, zu Vordernberg, seitwärts Leoben, hinter der Muhr; die Franzosen standen jenseits der Muhr. Ein Corps soll auch schon bey Knittelfeld über die Muhr gegangen seyn.

Neopolem

Unter diesen Umständen sind zur Räumung und Vertheidigung der Residenz, auf den höchsten Fall, alle erforderlichen Anstalten getroffen worden. Die Stadt und die Leopoldstadt sind wohl noch feste, aber es ist nicht thunlich, die großen Vorstädte in gehörigen Vertheidigungsstand zu setzen, da in denselben auf 150,000 Menschen wohnen. Indeßen ist die allgemeine Bewafnung allhier und im ganzen Oesterreichischen, besonders des Landvolks in dem an der Donau belegnen Kreise, in der thätigsten Lebhaftigkeit; die größte Anzahl dieser Truppen wird sich in der Gegend von Neustadt versammeln. Die vornehmsten Schätze werden hier eingepackt, und alle Privat-Pferde sind in Beschlag genommen, und werden nicht fortgelaßen. Viele vornehme und Reiche suchen sich zu flüchten, und den Fremden ist ausdrücklich befohlen worden, binnen drey Tagen die Stadt zu verlaßen. Vorgestern sind auch die Vorlesungen an der Universität geschloßen worden, und die Studenten haben sich zur Landes Vertheidigung erboten. Die Stadt wird mit Lebensmitteln versehen, und alles vorgekehrt, was in diesen Umständen möglich ist, um von dem Feinde nicht überrascht zu werden, und ihm vielmehr Muth und Entschloßenheit entgegen zu stellen.

Mitten unter den lebhaftesten Anstalten wird an dem Frieden gearbeitet. General Meerfeld hat dem General Buonaparte Vorschläge von Seiten des Kaisers überbracht, welche zwar nicht angenommen worden, doch ist ein kurzer Waffenstillstand auf 6 Tage geschloßen.

Neopolem

Eine ungeheure Menge von bewafneten Landleuten befindet sich schon auf dem Theresienfelde bey Neustadt. Der Herzog von Wirtemberg ist zum Anführer der hiesigen bewafneten Bürgerschaft erwählt. Das Wiener Frey-Corps hat öffentliche Werberplätze und ist schon wieder übercomplet. Auch die Kaufmannsdiener errichten ein eigen Corps. Von allen Seiten zeigt sich der größte Eifer.

Die Ungarische Insurrettion ist nun im allgemeinen beschloßen, und die Befehle dazu sind bereits versandt. Sie wird in vier Colonnen, nach den vier Kreisen des Königreichs (Cis- und Trans-Danubianus, Cis und Trans-Tibiscanus) organisirt, und die vier Colonnen-Anführer sind Fürst Esterhazy, und die Grafen Haddik, Almasy, und Meszaros.

Buonaparte hat verführerische Proclamationen an die Einwohner in Kärnthen, Krain, und Steyermark ergehen laßen, der sie nichts angehe, den Franzosen blos Lebensmitteln zu liefern und Freunde von ihnen zu seyn. Er möchte gern mit jenen Einwohnern so fraternisiren, wie in Italien, und leider! giebt es Leute, sogar hier in der Stadt, die durch eine kalte Gleichgültigkeit, oder wohl gar durch Vergrößerung der Beunruhigungen zeigen, weßen Geistes Kinder sie sind. Allein dieser ausgearteten verdrehten Köpfe giebt es nur wenige, und allgemein herrscht Bravheit, und warmer Patriotismus, und die erste feste Hofnung, daß es dem Feinde noch sehr gereuen sollte, mit seiner Kühnheit so weit vorgedrungen zu seyn, wenn er nicht bald Frieden schließt.


Wien, 15. April.[]


Aus einem Schreiben von Wien, vom 15 April, können wir vorjetzt nur folgendes anführen: -- "Der Kaiser hat durch eine eigne Kundmachung seine bevorstehende Abreise von hier anzeigen laßen," da, wie es heißt, Allerhöchstdieselben aus bekannten allzuwichtigen Ursachen nicht in eigner Person die Vertheidigung der getreuen, und Ihnen so lieben und theuren Haupt- und Residenz-Stadt Wien übernehmen könne." Die Generale Terzi, und Mak haben das Commando von unsrer Stadt, und den Vorstädten übernommen, man wieß nicht, wohin sich der Kaiser begeben wird. Die Kaiserin geht nach Ofen, ein Theil der Kaiserlichen Familie nach Prag. Je dringender die Gefahr aber wird, desto eifriger wird der bis zum Enthusiasmus steigende Muth, und die thätige Treue der Einwohner. Die hiesigen Großhändler haben einen Beytrag von 250,000 Gulden dargebracht. Alles wetteifert, nach seinen Kräften und Vermögen beyzutragen. Ich würde viele Bogen schreiben müßen, wenn ich Ihnen einen hinlänglichen Begrif von allem dem was hier geschieht ausbilden wollte. Unsere Stadt ist ein ungeheurer Sammelplatz von Kriegern, Waffen, und Kriegs-Geräthschaften geworden. Man kann die Zahl der schon allbereits in Waffen stehenden Landes-Mannschaft auf 200,000 Mann rechnen. Viele versichern, daß diese Zahl noch einmal so groß sey. Die Treue und Liebe des Oesterreichischen Volks zeigt sich im feurigen Glanze. Von allen Seiten strömen tausende von Schaaren herbey. Der Fürst Esterhazy kommt allein mit 30,000 Mann an. Die Einwohner von Böhmen haben auch schon die Insurrection angeboten, und vorerst sollen sogleich 20,000 Mann marschiren. Aber diese Hülfe wird, allem Anscheine nach, nicht nöthig seyn. Die schon gesammelte Macht könnte schon eine wohl noch größere Armee vertilgen, als diejenige ist, die es gewagt hat, uns so nahe zu kommen.

Bey alle dem ist es unwidersprechlich gewiß, daß mit aller möglichen Betriebsamkeit am Frieden gearbeitet wird, und man nicht ohne Hofnung eines glücklichen Erfolgs ist. Am Mittwochen Abends kam der Erzherzog Carl, ganz unvermuthet, von der Armee hier, bey Hofe an, hielt sich bis gestern hier auf, und während seiner Anwesenheit giengen der Graf von Meerfeld abermals, und der Neapolitanische Minister, Marquis von Gallo, zum General Buonaparte, deßen Hauptquartier zu Bruck an der Muhr seyn soll. Die Entschloßenheit, mit welcher der Kaiser sein Ultimatum gegeben hat, die drohenden Gefahren, den sich Buonaparte mit seiner Armee ausgesetzt sieht, wenn hunderttausende im Landsturme über ihn herfallen sollten, und die neuen Siege, die schon die Generale Laudon und Kerpen mit den braven Tyrolern über die Franzosen in Tyrol erfochten haben, welche schon über Roveredo hinweg getrieben worden, so daß die Armee des Generals Buonaparte im Rücken bedroht wird, indeßen von vorne, und von zweyen Seiten, von Linz, und von Ungarn her, zahlreiche Corps im Anzuge sind -- alle diese Umstände laßen hoffen, daß Buonaparte noch zu rechter Zeit sich zum Frieden entschließen wird.


Wien, 6. Mai.[]


Aus einem Schreiben von Wien, vom 6 Mai.

-- -- Wie kann ich Ausdrücke finden, um in der Kürze Ihnen eine Beschreibung von allem dem zu geben, was seit einigen Wochen hier bey uns, und in ganz Oesterreich vorgegangen, wie kann ich den patriotischen Muth, den Eifer, die Treue schildern, mit welchen sich die Bewohner Oesterreichs ausgezeichnet haben? Mit Recht wird in der hiesigen Zeitung gesagt, man such vergebens in der Geschichte dem Beyspiele nach, wo die Tugenden eines geliebten Monarchen so allgemein anerkannt, von einem ganzen Volke so allgemein nachgeahmet wurden. Weder glänzende Siege, und beträchtliche Eroberungen, noch der Wechsel des Kriegsglücks änderte die allgemeine Stimmung.

Hier in der Kaiserstadt ergrif alles die Waffen, und drängte sich zu den ernannten Regierungs-Commißarien, um sich aufzeichnen zu laßen. Ein beyspielloser Anblick zeigte in wenigen Tagen ein durch Zahl und Muth gleich furchtbares Heer; die Gegend um Wien wurde ein ungeheurer Kriegs-Schauplatz; und am 17ten vor. Monats legten die edlen Vaterlands-Vertheidiger, auf dem Glacis den feyerlichen Eid ab, für Religion, Landesfürst und Vaterland, zu siegen, oder zu sterben. Solchen Muth, solche Streiter hatte Buonaparte nicht erwartet, und er sahe nun, daß nur ein schneller Friede ihn, und seine Truppen retten konnte. So kamen die Präliminarien, die im Grunde ein völliger Definitiv-Friede für Oesterreich sind, am 17ten und 18ten April zu Stande, wie aus den öffentlichen Blättern bekannt ist.

Nach dem geschloßnen Frieden, und deßen Sicherheit, wurden die freywillig Bewafneten entlaßen, und hielten an vorigem Mittewochen, nachdem der Kaiser, Nachmittags im 3 Uhr, die Revüe über diese vortrefliche Armee gehalten, hier wieder ihren Einzug, um zu ihren friedlichen Beschäftigungen zurück zu kehren. Die Anzahl dieses Corps bestand aus 17 Bataillons Infanterie, einem Bataillon Jäger, und einer zahlreichen freywilligen Cavallerie. Es ist schon Anstalt getroffen, daß allen den ewig ruhmvollen, unendlich vielen, Zügen des wahren Enthusiasmus, der warmen Vaterlandsliebe ein Denkmal errichtet, und auch eine umständliche Beschreibung davon öffentlich bekannt gemacht werde. Warlich! dieses Werk wird das schönste, das herrlichste des Jahrhunderts, seyn!

Man wundert sich nicht, daß von den Artikeln des Friedens-Tractats noch nichts zur Kenntniß des Publicums gekommen. Die eigentliche Ratification, welche unser Hof erwartet, ist noch nicht eingetroffen, und überhaupt ist der Inhalt des Tractats von solcher Beschaffenheit, daß es nicht rathsam wäre, denselben in seiner Umständlichkeit eher zu publiciren, bis der neue kurze Krieg der Franzosen gegen die Venetianer geendigt ist. Man weiß aber hier schon von guter Hand, daß das Haus Oesterreich einen ehrenvollen, und guten Frieden geschloßen hat. Wenn Belgien verloren geht, welches dem Hofe, nach Abzug aller Unkosten in jenem Lande, wenig eingebracht, und unaufhörliche Kriege mit Frankreich, in der beschwerlichsten Entfernung, verursacht hat, so bekommen wir Entschädigungen in Italien, und arrondiren uns durch vier Venetianische Provinzen, die nun einen zusammenhängenden Staat mit Mantua ausmachen. Venedig soll durch die dem Pabste entrißne Provinzen entschädigt werden. Für das Teutsche Reich hat der Kaiser als väterliches Oberhaupt gesorgt.

Die mannichfaltigen Verhältniße so vieler Staaten bey diesem Frieden erfordern freylich noch einen besondern Congreß. Man hoft aber, daß diese Verhandlungen ohne große Schwierigkeiten zu Stande kommen werden, und daß wir auch mit unserm Nachbar in Norden in Freundschaft bleiben werden, so gewiß es ist, daß die vormalige Projecte des Berliner Hofes, und verschiedne geheime Artikel des Preußischen Basler Friedens, nunmehro nicht in Erfüllung gehen können.

Der neue Englische Minister, Herr Hammond, welcher vorgestern hier mit neuen Friedens-Vorschlägen angekommen ist, soll über den Abschluß unsers Friedens viel Mißmuth bezeigt haben. Aber wenn England nur wegen Belgien sich fügt, und sonst gemäßigte Bedingungen anträgt, so ist auch der Friede mit England nicht ferne mehr, und unser Hof hat sich ausdrücklich die Vermittlung zwischen Frankreich und England bey dem Friedenswerke bedungen.

Es erregt einige Aufmerksamkeit, daß, bey dem mit Frankreich geschloßnen Frieden, die Insurrection in Ungarn nicht contremandirt worden, sondern ihren lebhaften Fortgang hat. Es sind bereits über 30000 Mann von den Insurrections-Truppen an die teutsche Grenze gerückt, und die gesammte Zahl der Ungarischen Heere würde über 140,000 Mann betragen. Vorsicht ist auf alle Fälle nützlich, und manches, nicht sowohl mit Frankreich, als anderweitig, dürfte auch noch bis zum Schluße der Friedens-Congreßes ungewiß bleiben.

Die Französischen Truppen verlaßen die Oesterreichischen Staaten, und werden sie binnen wenigen Tagen völlig geräumt haben. Sie bezahlen alles, was ihnen von uns in Lebensmitteln und Fourage geliefert wird, mit baarem Gelde. Unsere Truppen ziehen in zwey Colonnen ihnen immer ruhig nach. Sie betragen über 50,000 Mann. Buonaparte soll selbst gewünscht haben, daß unsere Truppen, gleich hinter den seinigen, in Italien einrücken möchten.

Ueberhaupt hat alles den Anschein, daß wir in einem sehr freundschaftlichen Vernehmen mit der Französischen Regierung stehen, und manche Dinge verabredet haben, die andern nicht gefallen werden, wobey aber immer die Constitution des teutschen Reichs die Grundlage macht. -- In kurzer Zeit hoffe ich mehreres umständlich zu melden.


Wien, 13. Mai.[]


Wien, den 13 Mai 1797.

Seit dem 18ten v. M. schweben wir in einem Mittelzustande zwischen Krieg und Frieden, der keinen eigentlichen Namen hat. Die Friedens-Unterhandlung ist schneller gegangen, als man es sich denken konnte. Die Grundlage derselben war ganz gewiß, wie ich schon im vorigen Monate zu berichten die Ehre hatte, das Schreiben, welches Buonaparte am 31 März aus Klagenfurt an den Erzherzog Carl schrieb. Dennoch, wenn Buonaparte bey seinen ersten Vorschlägen, nach welchen die ganze Lombardey unabhängig seyn sollte, beharret hätte, so würde unser Hof das äußerste gethan, alles Volk bewafnet, und alles der Entscheidung des blutigsten Streites überlaßen haben; aber Buonaparte scheint seine Ambition besonders in dem Ruhme gesucht zu haben, mit dem Kaiser von Frieden zu Stande zu bringen, und so gab er denn wegen der Lombardey nach, und die Präliminarien wurden unterschrieben, bevor noch der eigentliche Friedens-Bevollmächtigte, der General Clarke, eingetroffen war.

Man weiß zwar den Haupt-Inhalt des Tractates, aber genau und vollständig ist derselbe hier noch nicht bekannt gemacht worden, weil man erst die vollständige Ratification erwartet, und ob sie erfolgen werde, noch einigermaßen bezweifelt.

Indeßen hat Buonaparte, der sich in den Steyrischen Gegenden ohnehin nicht halten konnte, und schon während des Waffenstillstandes und der Unterhandlungen, zum Theil von hieraus mit Lebensmitteln versehen werden mußte, die Innerösterreichische Provinzen geräumet, und seine Truppen bis an den Isonzo gezogen, unsere Trupen aber, welche inzwischen hier im Lager bey Wien versammelt, und zum Theil neu organisirt worden waren, sind von hier wieder aufgebrochen, um die Innerösterreichischen Provinzen zu besetzen. Die Armee, mit welcher Buonaparte in Innern Oesterreich sich befand, betrug, nach den einstimmigsten Angaben, bis 70,000 Mann. -- -- -- --

Neopolem

Das Aufgeboth der Bauern war nur gegen die ersten Besorgniße gerichtet, ward aber nach wenigen Tagen wieder entlaßen, und man behielt davon nur die Leute, die man zu Schanzarbeiten, Verhauen und Patrouillen brauchte. Gewiß ist es übrigens, daß die Oesterreichischen Landleute sich bey dieser Gelegenheit von Seiten ihrer Treue und ihres Muths gleich rühmlich auszeichneten, alle mit der rührendsten Bereitwilligkeit zur Landesvertheidigung herbey eilten, in vielen Orten auch nicht ein Mann zurück blieb, und man mehr Mühe hatte, sie nach Hause gehen, als herbeykommen zu laßen. Mit gleicher Bereitwilligkeit haben die Bürger sich erboten, die Stadt bis auf das äußerste zu vertheidigen, aber außer der Stadt ins Feld zu ziehen, haben sie sich nicht bewegen laßen. Hierzu ward ein Aufgeboth von Freywilligen gemacht, wozu sich fast alle Studenten der Universität (bey 1400 der Zahl) die Kaufmannsdiener, die Gesellen vieler Innungen, und sonst viele Einwohner der Vorstädte einfanden. Nirgends war hierin Zwang, alles haben die weisen Vorkehrungen des Regierungs-Präsidenten, Grafen von Saurau, und die vortrefliche Stimmung des Volks bewirkt. In Zeit von wenigen Tagen waren bis 30,000 freywillige Streiter eingeschrieben, wovon man noch einen Theil entließ, denn wirklich sind nur etwann 10,000 bewafnete Leute, unter der Anführung des Herzogs von Wirtemberg nach Klosterneuburg ausgezogen. Es ist aus den Zeitungen bekannt, und wird stets ein glänzendes Denkmal der Geschichte verbleiben, mit welchem Eifer und mit wie großen Aufopferungen alle Stände sich bewarben, die Maaßregeln des Staates zu befördern und zu erleichtern, und nie ist eine Nation in einem schönern Lichte erschienen. Das Lager vor Wien stand unmittelbar vor den Linien der Stadt, über den Wiener Berg, war mit vielen Redouten versehen, und unter dem Commando des Stadt- und Stadt-Vice-Commandanten, der Generale Terzy und Mack, die ihr Hauptquartier auf der Wieden, einer der Vorstädte von Wien hatten. In diesem Lager waren nach und nach der Rest der Italienischen Armee, einige Reserven, einige Regimenter aus Ungarn, und einige vom Rhein angekommene Verstärkung zusammengetroffen, die ein Corps von etwann 30,000 Mann ausmachten, und für Wien ein ganz neues Schauspiel gaben. Andere vom Rheine gekommene Truppen, bis 20,000 Mann an der Zahl, machten ein Reservecorps im Salzburgischen.

Nun sind alle diese Truppen nach Innerösterreich aufgebrochen. Den Friedens-Präliminarien zufolge, sollen zur Schließung des Definitiv-Tractats, zwey Congreße, einer wegen der Italienischen Angelegenheiten zu Wien oder Bern, der andere wegen Teutschland, zu Augsburg oder Frankfurt gehalten werden. Zu letzterem ist der Graf von Metternich bereits als Bevollmächtiger ernannt. Sie sollen von beyden Seiten unter bewafnetem Schutze seyn. Beyde Mächte erhalten, bey dem Congreße für Italien 50,000, und bey dem Congreße für Teutschland 80,000 Mann auf den Beinen. Auf alle Fälle wird also wohl vor 5 Monaten der vollständige Friede nicht vollkommen hergestellt seyn. Auch ist die Insurrection in Ungarn von neuem zur schleunigsten Zustandebringung den Gespannschaften empfohlen worden.

Die angebotne Friedens-Vermittlung des Preußischen Hofes hat nicht statt gehabt. Aber bis jetzt sind die Folgen, die man daraus ziehen will, noch ungegründete Muthmaßungen. Man sagt, daß unsrer Seits ein Observations-Corps bey Podgorcze und Krakau aufgestellt werden solle. Der Preußische Gesandte, Marquis Lucchesini wird in wenigen Tagen von hier abreisen; wir erwarten aber einen baldigen Nachfolger aus Berlin. Auch der Englische neuangekommne Friedens-Bevollmächtigte, Herr Hammond, geht von hier nach London zurück, da unser Separat-Frieden mit Frankreich seine Aufträge unthunlich gemacht hat. Er soll viel Mißvergnügen darüber bezeigt haben. Indeßen hat unser Hof England nicht so ganz verlaßen, wie man glaubt, und es sind deshalb noch zu Gräz mit Buonaparte Unterhandlungen gewesen.


Wien, 7. Juni.[]


Wien, den 7ten Junius 1797.

Unter den vielen Sonderbarkeiten, welche uns die Geschichte des bisherigen Krieges dargeboten hat, ist doch keine so auffallend als dasjenige, was uns der Friede zeigt. Daß die Friedens-Präliminarien geschloßen worden sind, ist hier, ist am Reichstage, und zu Paris unter Autorität angezeigt, die Feindseligkeiten sind auch eingestellt worden; aber der Inhalt der Friedens-Puncte ist bestimmt noch bis zur Stunde ein undurchdringliches Geheimniß, und außer dem, daß nicht wirklich geschlagen wird, und unser Wiener Aufgeboth zurückgekehret ist, gehen bey uns die Kriegs-Anstalten ununterbrochen, und mit einem Eifer fort, als ob ein neuer Feldzug erst eröfnet werden sollte. Man hatte uns die Kundmachung der Friedens-Präliminarien gleich nach der Ankunft der Ratification versprochen, die man bis 10ten Mai allhier erwartete; aber man hat nicht gehöret, daß in Paris die Präliminarien dem gesetzgebenden Corps zur Ratification vorgelegt worden wären, und bis jetzt ist hier keine Publication erfolgt. Doch sind Couriere aus Paris und von dem Generale Buonaparte angekommen, und die Friedens-Unterhändler, Marquis de Gallo und General Meerfeld, sind zu ihm abgereiset. Ersterer sollte bis den 23sten zurückkommen, und die Ratification mitbringen, aber er ist noch nicht eingetroffen, und wird, da nun die Erzherzogin Clementina am 1sten d. M. nach Triest abgereiset ist, um endlich nach so vielen Verzögerungen, nach Neapel zu ihrem künftigen Gemahle sich zu begeben, wahrscheinlich dieselbe begleiten; aber inzwischen ist den 29 v. M. der General Meerfeld, der lange mit und bey Buonaparte in Mailand war, von daher zurückgekommen, und die Sachen haben seitdem sich nicht im mindesten geändert. Die Franzosen haben gleich nach Unterzeichnung der Friedens-Präliminarien sich zurück gezogen, und versprochen noch im April ganz Innerösterreich zu räumen; aber sie blieben gerade in den wichtigsten Puncten, zu Klagenfurt, Görz, und Triest. Plötzlich jedoch erhielten sie den Befehl abzuziehen, und am 24 verließen sie zugleich alle diese Puncte und das gesammte K. K. Gebiet. Auf unsrer Seite ward, ungeachtet des Friedens, die Insurrection in Ungarn nicht nur nicht eingestellt, sondern vielmehr eifrig betrieben, obschon der Insurrections-Fall nicht vorhanden, und die Ungarische Grenze nicht bedroht war. Es wurde sogar ein Königl. Rescript an alle Gespannschaften erlaßen, worinn ihnen gesagt wird, sich an die Friedensgerüchte nicht zu kehren. Die Befestigung von Wien wurde ununterbrochen fortgesetzt, und die vielen Batterien, die an allen nach Wien führenden Straßen angelegt worden sind, wurden nicht nur im aufrechten Stande erhalten, sondern seit ungefähr 10 Tagen läßt man neuerdings daran arbeiten, um sie vollkommen zu machen. Alle bey Wien und Salzburg gesammelten Truppen wurden nach Innerösterreich gesandt, die Bataillonen ergänzt, und so wie sie im Stande sich befanden, in das Feld zu rücken, wurden sie auf Wagen nachgesandt. Die Armee in Innerösterreich ist schon sehr beträchtlich, und erhält noch immer Verstärkungen. Es soll nun auch Ungarische Insurrections-Mannschaft dahin und nach Fiume beordert worden seyn. Man sieht, daß es auf Occupirungen von Venetianischen Provinzen abgesehen ist. Aber es gehen auch viele Bataillons zur Armee in Teutschland ab. Die Ulmer und Ingolstädter Verschanzungs-Arbeiten, welche der Erzherzog Carl hatte einstellen laßen, sind auf Befehl des Hofkriegsraths gleich wieder vorgenommen worden. Der Hofkriegsrath selbst hatte Anfangs verschiedene Regimenter auf den Friedensfuß gesetzt, und es ist ihm von dem Kaiser verwiesen, und befohlen worden, alles durchaus auf dem Kriegsfuße zu erhalten. Es sind aber auch Befehle ergangen, die Festungen in Böhmen mit Proviant zu versehen. Doch sind die Recrutirungen allgemein eingestellt.

Noch wäre es zu voreilig, diese sonderbare Erscheinungen durch ein öffentliches Licht aufzuklären, und die neuen eingetretnen Verhältniße zu beschreiben; wobey auch Rußland als eine hauptsächlich agirende Macht mit erscheinen wird. Schon vor langer Zeit habe ich Ihnen gemeldet, daß der Plan existirt, einen großen Theil von Polen wieder als ein eignes Reich, und zwar als eine Secundo Genitur von Rußland wiederherzustellen. Im kurzen wird man mehr davon hören.

Der Englische Staats-Secretair Hammond ist zwar abgereist, aber durch eine andre aus London gekommene Person ersetzt worden. Der Englische Gesandte erhält auch oftmals Couriere, und unser Hof hat keinesweges seine Verhältniße mit England ganz aufgegeben.

Man will wißen, das Directorium habe einen neuen Versuch gemacht, das linke Rhein-Ufer zu behaupten, und deshalb neue Anträge gethan, die aber wohl schwerlich hier werden angenommen werden.

Alles was in Italien vorgeht, ist das Werk des Generals Buonaparte. Er unterstützt den Republicanischen Sinn der Italienischen Staaten. Er macht, und führt die neuen Plane in Italien aus. Er handelt überhaupt, nicht wie ein vom Directorio abhängiger General, sondern mit eigenmächtiger Autorität. Er hat immer eine Garde von 2 bis 300 Mann bey sich, lauter kühne entschloßne Leute, die er seine Geleitsmänner, (Ses guides) zu nennen pflegt, und die durch ihre warme Ergebenheit, und Eifer eine sichre Leibwache für ihn sind.


Wien, 10. Juni.[]


Wien, den 10ten Junius 1797.

Die Ungewißheit und die Unterhandlungen in Ansehung unsrer Angelegenheiten in Italien dauern noch immer fort. Alles jedoch nähert sich der Entwicklung. Vor einigen Tagen ist der General Mack, mit Aufträgen des Kaisers, wie verlautet, zu dem General Buonaparte abgereiset.

Die Ungarische Insurrection ist ganz in fertigem Stande, und allenthalben in Cantonnirungen, zum Theil auch im Marsch nach Karlstadt und Fiume, also gegen das Venetianische Dalmatien hin. Das eigentliche, aus Edelleuten bestehende, Insurections-Corps wird ungefähr 30,000 Mann betragen, und ist ganz beritten; aber viele reiche Edelleute haben auch Unadeliche zur Infanterie geworben, die ein besondres Corps von etwann 15,000 Mann ausmachen, aber sobald die Insurrection vorüber ist, auch wieder zu ihren vorigen Arbeiten zurückkehren. Außerdem kommen die letzthin von dem Ungarischen Landtage versprochenen 50,000 Mann, die aber bis 70,000 betragen, nach und nach zusammen.

Unsere Truppen sind allenthalben bey dem Einmarsche in die von den Franzosen geräumten Gegenden mit einem Jubel und mit Freudensbezeigungen empfangen worden, die unverkennbare Beweise von der Treue des Oesterreichischen Volks, von seiner Ergebenheit gegen die rechtmäßige Regierung, und von seiner Zufriedenheit sind. Die lange Anwesenheit zahlreicher Armeen hat diese ohnehin armen Länder gänzlich erschöpft, und die Noth in allen Klaßen werden mußte, die Zufuhre von Lebensbedürfnißen aller Art zu veranstalten, und die freye Einfuhre des Getraides aus Ungarn erlaubt wurde. Ueber dieß ist der Directorial-Vicepräsident, Baron von der Mark, nach Innerösterreich abgereiset, um sowohl den verübten Schaden zu erheben, als auch zu untersuchen, ob die öffentlichen Beamten und die Bürger des Staats, in diesen bedenklichen Zeiten, gehörig ihrer Pflicht getreu geblieben sind, und ob der Saame der Französisch-Republicanischen Sätze nirgends Wurzel gefaßt habe.

Ich überlaße es den Zeitungen Sie von allem demjenigen zu unterrichten, was der Patriotismus und die Redlichkeit der biedern Oesterreicher und Wiener, in diesen kritischen Zeiten, an Tag gelegt, gethan und bewirkt hat. Nicht eine Spur böser und verderblicher Gesinnungen hat sich irgendwo gezeiget; alles war ein Herz und ein Sinn, alles mit der größten Entschloßenheit bereit, Gut und Blut für Kaiser und Vaterland aufzuopfern. Diese Erscheinung verdient wirklich eine eigne ausführliche Geschichte, und wird ewig dem Oesterreichischen Volke zum größten Ruhme gereichen. Der Kaiser, um seine Rührung und Dankbarkeit zu verewigen, läßt seiner Nation ein Denkmal errichten, das gegen 100,000 Gulden kosten soll, und woran die größten Künstler arbeiten. Vielleicht ist auch dieses das erste Denkmal eines dankbaren Landesfürsten für sein treues Volk; bisher sah man nur Denkmäler von dem Volke den Fürsten errichtet.


Wien, 14. Juni.[]


Wien, den 14ten Junius 1797.

Obschon noch immer Truppen nach Innerösterreich und Teutschland gehen, und auch die gesammte hiesige Garnison zum Abmarsch bestimmt ist, so scheint es doch ausgemacht, daß der Friede nicht mehr wird gestöret werden, und unser Hof mit der Französischen Regierung in dem besten Vernehmen steht. Es ist gewiß, daß letztere zwar den zu Leoben unterzeichneten Präliminar-Frieden bestätiget, zugleich aber einen andern Friedens-Vorschlag übersandt hat, den unser Hof annehmbar findet, und worüber im Stillen unterhandelt wird. Ob nach diesem Plan der Kaiser die ganze Lombardey zurück erhalten, oder verlieren, und dagegen das Venetianische Dalmatien, und andere Stücke des bisherigen Venetianischen Staates bekommen wird, und noch andre Entschädigungen angewiesen werden, vermittelst welcher der K. K. Hof sich mit dem K. Preußischen in ein vollkommenes Vernehmen setzte: davon wird verschiedentlich gesprochen, aber nur sehr wenige Menschen sind unterrichtet. Die übrigen müßen die bevorstehende Entwicklung der Ereignungen abwarten.

Was die fortdauernde Befestigung von Wien betrift, so will man, nachdem darauf schon so große Summen verwundet worden sind, diese nicht verlieren, und die Arbeit zu Ende bringen. Eben so wird an den außer Wien angelegten Redouten noch hier und da gearbeitet, um sie zu vollenden, weil sie künftig stets beybehalten werden sollen.

Obgleich nach der ersten, während des Waffenstillstandes geschehenen, Wegnahme von Triest, unsere Truppen wieder abziehen, und die Stadt den Franzosen wieder einräumen mußten, so sind doch die bey jener Gelegenheit von unsern Kroaten den Franzosen abgenommenen 22 Kisten mit Gelde, nicht zurückgegeben, sondern hierher gebracht worden. In voriger Woche geschah die Eröfnung; der Betrag war aber sehr unbedeutend, und belief sich nur etwas über 100,000 Gulden.

Der Kaiser und die Kaiserin befinden sich zu Hezendorf, wo dem Erzherzoge Kronprinzen die Blattern mit dem besten Erfolge inoculiret worden sind. Nach deßen völliger Herstellung geht der Hof nach Laxemburg.


Quellen.[]

  1. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1797.
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